Patient bei der Physiotherapie

Mit Kampfgeist zurück ins Leben

Bei einem Arbeitsunfall stürzt Benjamin Kahs 8,5 Meter in die Tiefe und erleidet schwerste Ver-letzungen. Im BG Klinikum Hamburg kämpft er sich Stück für Stück zurück in sein altes Leben.

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08.04.2021 BG Klinikum Hamburg

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Christiane Keppeler

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Ein Sturz aus 8,5 Metern Höhe veränderte schlagartig das Leben von Benjamin Kahs. Am 2. September 2019 erlitt der damals 35-Jährige während seiner Arbeit als Servicetechniker bei der Wartung einer Brandschutzkuppel einen schweren Unfall und stürzte durch ein Dach. Per Hubschrauber wurde er mit schweren Verletzungen in die nahegelegene MHH (Medizinische Hochschule Hannover) gebracht. Den Ärzt*innen dort gelang es nach mehrstündigen Notoperationen sein Leben zu retten. Seitdem kämpft sich Herr Kahs Stück für Stück zurück ins Leben.

„An den Unfall und die Wochen danach, als ich im Koma lag, kann ich mich kaum noch erinnern“, erzählt er. „Allerdings erinnere ich mich daran, dass ich aufgewacht bin und an das Beatmungsgerät angeschlossen war. Das war ein schlimmes Gefühl, nicht selber atmen, sprechen oder schlucken zu können.“ Durch die Schwere seines Arbeitsunfalls erlitt der gebürtige Paderborner diverse Verletzungen am ganzen Körper. Becken und Hüfte nahmen schweren Schaden, mehrere Rippen brachen, Ellenbogen und Schulterblatt wurden zertrümmert und seine Lunge kollabierte.

Reha im BG Klinikum

Mitte Dezember 2019 wurde Benjamin Kahs schließlich zur Rehabilitation in das BG Klinikum Hamburg (BGKH) verlegt. Hier bemühten sich Pflegekräfte, Therapeut*innen und Ärzt*innen nach Kräften, den jungen Mann nach seinem Unfall wieder schrittweise zu mobilisieren.

Dr. Helge Riepenhof ist Chefarzt des Zentrums für Rehabilitationsmedizin in Boberg und begleitet die Fortschritte von Herrn Kahs: „Die Rehabilitation nach schweren Unfällen ist von der ‚normalen‘ orthopädischen Rehabilitation nach elektiven Eingriffen klar abzugrenzen. Für die speziellen Herausforderungen in diesem Behandlungsprozess braucht es besondere Infrastrukturen im Klinikum und nahtlos ineinander übergehende und aufeinander abgestimmte Rehabilitationsphasen. Da Herr Kahs nach der Akutversorgung zu uns verlegt worden ist, konnte er alle Rehabilitationsphasen durchlaufen und durch viel Pflege und Therapie zunächst seine Selbstständigkeit in den Aktivitäten des täglichen Lebens zurückgewinnen.“ Benjamin Kahs: „Ich habe auf der Station extrem viel gelernt, weil ich dort wieder begonnen habe, mich zu bewegen, das selbstständige Umdrehen und den Transfer zu üben.“ Besonders schwer wog in dieser Zeit die Sehnsucht nach seiner Familie. Herr Kahs ist verheiratet und Vater von vier Kindern „Ich bin ein totaler Familienmensch. Deshalb war es auch mein Ziel, so schnell wie möglich wieder auf die Beine zu kommen.“ Im Frühjahr 2020 konnte er schließlich aus dem BGKH entlassen werden. Dass er kurz darauf erneut nach Boberg kommen würde, wusste er zu diesem Zeitpunkt noch nicht.

Vom Unfall ausgebremst

Herr Kahs hat eine bewegte Vergangenheit. Vor seinem Unfall litt der Servicetechniker an Übergewicht und wog fast 200 kg bis er sich dazu entschloss, sein Leben radikal umzustellen. Mit Hilfe einer Magenverkleinerung, viel Sport und enormer Willenskraft nahm er im Jahr vor seinem Unfall innerhalb weniger Monate fast 100 kg ab. Sein Arbeitsunfall bremste ihn schließlich auf diesem Weg aus. Doch sein Wille, auch weiterhin etwas für seine Gesundheit zu tun, riss deshalb nicht ab.

Der Weg zurück

Nach seiner ersten Entlassung aus dem BGKH erlitt Herr Kahs bei einem erneuten Sturz eine massive Tibiakopffraktur. Nach erfolgter Akutversorgung am MHH, wollte er zur Rehabilitation unbedingt wieder ins BGKH: „Ich habe nach meinem ersten Unfall bereits enorm von den therapeutischen Anwendungen in Boberg profitiert. Deshalb wollte ich auch dieses Mal unbedingt wieder in Hamburg behandelt werden.“ Im August 2020 begann er mit der KSR (Komplexe Stationäre Rehabilitation) am BG Klinikum Hamburg. Schließlich folgte die Fortführung in der BGSW (Berufsgenossenschaftliche Stationäre Weiterbehandlung): „Der Wechsel in die BGSW war einerseits sehr anstrengend und schwierig, weil ich nun quasi wieder auf mich gestellt war und meinen Tag selbstständiger strukturierte. Gleichzeitig ist das total wichtig für mich, weil es mich auf meinem Weg enorm voranbringt. Mein Ziel ist ganz klar, so schnell wie möglich wieder selbstständig zu sein, zu meiner Familie nach Hause und auch wieder arbeiten zu können.“ Nach Abschluss der BGSW soll Herr Kahs zeitnah in die letzte Phase der Rehabilitation, die Tätigkeitsorientierte Rehabilitation (TOR) wechseln, um dort die Rückkehr in den Beruf und sein Leben nach dem schweren Unfall bestmöglich vorzubereiten.

Benjamin Kahs hat bereits ein großes Stück des Weges erfolgreich hinter sich gebracht. Nach seinem Unfall lernte er wieder selbstständig zu atmen, zu sprechen und zu essen, zu trinken und zu laufen. „Auf der Station haben sie auch gesagt, ich sei ein Musterbeispiel eines Polytraumas, weil ich mich schon wieder so gut erholt habe.“ Fest steht, dass Herr Kahs niemand ist, der sich von Rückschlägen erschüttern lässt. Derzeit kann er mit Spiralorthesen und Stock oder Laufwagen eine Zeit lang stehen oder kurze Strecken gehen. Sein Ziel für die Zukunft steht für ihn ganz klar fest: „Ich will hier ohne Stock rausgehen können. Für dieses Ziel werde ich auch weiterhin alles geben.“