Tag der Pflege am 12. Mai 2022

Zum Tag der Pflege haben wir mit unserer Geschäftsführerin Brigitte Götz gesprochen.

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Nur durch die große Unterstützung aller Pflegerinnen und Pfleger konnten wir auch unter den Bedingungen der Corona-Pandemie-die Versorgung unserer Patientinnen und Patienten jederzeit sicherstellen.
Brigitte Götz

Geschäftsführerin BG Klinikum Duisburg

Sie haben Pflege von der Pike auf kennengelernt. Haben Sie daher einen anderen Blick auf den Bereich? Wie hat sich der Beruf in den Jahren gewandelt?

Brigitte Götz: Vieles hat sich verändert. Von je her bedurfte es einer ausreichenden Portion Idealismus, um die nötige Freude für diesen Beruf aufzubringen. In der Zeit meiner Ausbildung kamen auf eine Ausbildungsstelle 15-20 Bewerberinnen und Bewerber. Die Auswahlkriterien für einen Ausbildungsplatz waren äußerst anspruchsvoll und man musste dafür auch viele Einschränkungen im täglichen Leben in Kauf nehmen. Als Krankenpflegeschülerin/ Krankenpflegeschüler mussten wir zum Beispiel oft einen „geteilten Dienst“ machen und hatten zusätzlich theoretischen Unterricht. Nicht selten wurden wir dann noch kurzfristig als „Sitzwache“ in den Nachtdienst eingeteilt. Viele Kolleginnen und Kollegen hatten deshalb – um den Ansprüchen zu genügen – keine andere Wahl, als in ein Wohnheim für Pflegekräfte am Standort zu ziehen.

Mit den Jahren hat es in der Pflege dann durch das „Krankenpflegegesetz 2004“ eine Entwicklung von der Krankenschwester/vom Krankenpfleger zur Gesundheits- und Krankenpflegerin/zum Gesundheits- und Krankenpfleger gegeben. Die Gestaltung und die Schwerpunkte in der Ausbildung standen dabei unter einem starken Einfluss des medizinischen Fortschrittes. Folgerichtig konnte es nur zu einer Spezialisierung in der Pflege kommen, die in vielen Bereichen zu einer zusätzlichen Qualifikation führt.

Spätestens mit der Einführung des Vergütungssystems DRG wurde der Organisations- und Dokumentationsaufwand auch für die Pflege eine große zusätzliche Arbeitsbelastung. Sie war und ist im Arbeitsalltag – ohne Veränderung der Arbeitsabläufe – nur schwer umsetzbar.

Wie wird die Pflege in zehn Jahren aussehen?

Brigitte Götz: Dies hängt maßgeblich von der Entwicklung der Krankenhausfälle und der Pflegebedürftigkeit sowie von den entsprechenden Personalschlüsseln pro Fall ab. Über die Personalvorgaben bzw. die Personalausstattung in der Pflege entscheiden die Politik und die Selbstverwaltung. Sie legen Personaluntergrenzen und Fachkraftquoten fest, sie geben aber auch die Regeln für die Ausgliederung der Pflegekosten und die Refinanzierung von Pflegestellen vor. Ich würde mir wünschen, dass die Pflegeverbände diese Vorgaben nur mit entsprechender Expertise in den eigenen Reihen sowie unter Einbeziehung von pflegewissenschaftlichen Untersuchungen und Expertenstandards übernehmen.

Aus meiner Sicht wird die wesentliche Aufgabe der nächsten Jahre jedoch darin bestehen, jungen Menschen die Lust auf den Pflegeberuf wieder zu vermitteln und die Zahl der Auszubildenden zu erhöhen. Wenn es gelingt, diese sukzessive bis 2030 weiter zu steigern, wäre ein wichtiger Grundstein für die mittelfristige Deckung des Pflegebedarfs bis 2030 geschaffen.

Was schätzen Sie besonders an den Pflegerinnen und Pflegern in unserem Haus und wofür sind Sie Ihnen dankbar?

Brigitte Götz: In den letzten drei Jahren habe ich die Pflegekräfte des Hauses sehr schätzen gelernt. Eine wichtige Rolle spielt dabei die hohe Identifikation der Pflegekräfte mit unserer Unfallklinik. Nur durch die große Unterstützung aller Pflegerinnen und Pfleger konnten wir auch unter den Bedingungen der Corona-Pandemie-die Versorgung unserer Patientinnen und Patienten jederzeit sicherstellen.

Was macht das BG Klinikum attraktiv für Pflegekräfte?

Brigitte Götz: Ich glaube wir haben gegenüber den Mitbewerbern viele gute Argumente. Dazu gehören Arbeitsplätze in attraktiven medizinischen Schwerpunkten – Zentren für Rückenmark- und Schwerbrandverletzte sowie Septische Chirurgie, um nur einige wenige zu nennen –, eine Kita auf dem Gelände mit arbeitnehmerfreundlichen Öffnungszeiten, ein Personalwohnhochhaus, das unmittelbar benachbarte Naherholungsgebiet 6-Seen-Platte u.v.a.m.

Wie unterstützen Sie die Pflegekräfte bei der beruflichen Entwicklung?

Brigitte Götz: Die Fort-und Weiterbildungsmaßnahmen werden in enger Abstimmung mit der Pflegedirektion bedarfsgerecht und unter Einbeziehung der Wünsche der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Pflege genehmigt.

Worauf können die Pflegekräfte in der Unfallklinik stolz sein?

Brigitte Götz: Unser Haus genießt nicht nur in der Stadt, sondern in der gesamten Region Rhein-Ruhr einen ausgezeichneten Ruf. Darauf bin ich stolz. Ich finde, unsere Beschäftigten in der Pflege können darauf stolz sein, dass Sie mit Ihrer hervorragenden Arbeit entscheidend zur Spitzenmedizin im Hause und insbesondere zur qualitativ hochwertigen medizinischen Versorgung unserer Patientinnen und Patienten beitragen.

Welche Themen beschäftigen Sie als Geschäftsführerin des BG Klinikums im Pflegebereich derzeit besonders?

Brigitte Götz: Hier gibt es zwei große Schwerpunkte: Die dauerhafte Vollbesetzung aller Arbeitsplätze in der Pflege und die Ausfinanzierung der Pflegestellen durch die Kostenträger.

Es gab vor allem zu Beginn der Corona Pandemie viele Versprechen für die Pflege seitens der Politik und viel medialen Zuspruch. Was ist davon geblieben? Welche Versprechen hat die Politik gehalten und welche nicht?

Brigitte Götz: Die aktuelle Pflegepolitik ist tatsächlich mangelhaft und im Rahmen der Krisenbewältigung ungenügend.

Welche Veränderungen in der Gesellschaft, aber auch in der Politik sind notwendig, damit der Pflegeberuf die Wertschätzung erhält, die ihm zusteht und er attraktiver wird?

Brigitte Götz: Meiner Auffassung nach ist es der falsche Ansatz, zu sagen, durch die Wertschätzung der Bevölkerung würde der Beruf interessanter. Vielmehr würde ich mir wünschen, dass die Pflegeverbände aus ihrer defensiven Haltung in eine Aufbruchsstimmung überleiten. Sie sollten den jungen Menschen – und an der Stelle schließt sich der Kreis – eine ausreichenden Portion Idealismus mit auf den Weg geben, um die nötige Freude für diesen Beruf wieder zu vermitteln.