Künstliches Daumengelenk
Rhizarthrose: Gelenkersatz schafft Abhilfe
Sie sind eines der mechanisch komplexesten Systeme unseres Bewegungsapparates: die Hände. Mit 27 Einzelknochen und über 30 Muskeln je Hand befinden sich in beiden zusammen damit etwa ein Viertel aller Knochen des menschlichen Körpers. Dabei sind die Hände ebenso feingliedrig wie komplex aufgebaut. Sie können fest zupacken und mit schweren Gewichten hantieren, aber auch dünnes Garn durch ein Nadelöhr fädeln. Knochen, Sehnen, Nerven und Blutgefäße liegen bei den Händen direkt unter der Haut und sind von wenig schützendem Gewebe bedeckt, das macht sie gleichzeitig sehr verletzlich. Nicht selten lautet die Diagnose bei schmerzhaften Beschwerden und Instabilität der Handgelenke „Arthrose“.
In den meisten Fällen betroffen ist der Daumen, genauer noch das Daumensattelgelenk. Eine Arthrose an diesem Gelenk wird im Fachjargon auch „Rhizarthrose“ genannt und gilt als Volkskrankheit.
Typische Symptome sind Schmerzen und Schwäche im Daumen, z.B. beim festen Zupacken. Die Arthrose des Daumensattelgelenks (Rhizarthrose) ist weit verbreitet: Etwa 25 Prozent aller Menschen im Alter über 55 Jahre sind betroffen.
Rhizarthrose nach Arbeitsunfall
So auch Ralf Winkler: er sah sich nach einem Arbeitsunfall im März dieses Jahres mit der Diagnose Rhizarthrose konfrontiert. Der 56-jährige Maler hielt einen Malereimer in der Hand, als er auf einer Treppe fiel. Der Henkel des Eimers drückte so ungünstig auf seinen Daumen, dass er sich das Daumensattelgelenk ausrenkte. Eine verbleibende Instabilität sowie Gelenkverschleiß waren die Folge. Für seine Behandlung suchte Winkler das BG Universitätsklinikum Bergmannsheil auf. Die Expertinnen und Experten im Bergmannsheil haben ihm zur Daumenendoprothese geraten: ein innovatives Gelenkersatzverfahren mit dem an Rhizarthrose Erkrankte neuerdings im Bergmannsheil behandelt werden. Die Klinik für Plastische Chirurgie und Handchirurgie setzt Betroffenen ein künstliches Gelenk ein, die sogenannte Daumenendoprothese. Der Vorteil gegenüber anderen Behandlungsverfahren: Erkrankte erhalten oft sehr schnell und effektiv ihre Kraft und Beweglichkeit zurück. Dies verkürzt oft die Rehabilitation und ermöglicht somit eine schnellere Rückkehr an den Arbeitsplatz.
Innovatives Verfahren erzielt oft besseren Heilungserfolg
Wenn konservative Methoden nicht zum Ziel führen, entfernen Handchirurgen in der Regel das sogenannte große Vieleckbein, also einen Handwurzelknochen, ohne weitere Maßnahmen durchzuführen. Im Genesungsverlauf entsteht in dieser Lücke Narbengewebe, das später die Funktion eines künstlichen Gelenks übernehmen kann – im besten Fall führt dies zu deutlich oder vollständig reduzierten Schmerzen, wenn der betroffene Daumen bewegt wird. Ein Problem dieser Therapie ist jedoch die lange Ruhigstellung sowie eine häufig langwierige Rehabilitation mit meist bleibendem Kraftverlust. „Im französischsprachigem Raum werden daher bereits seit einigen Jahren erfolgreich Kunstgelenke implantiert“, so Harenberg. Neu ist dieses Verfahren nicht: zur Anwendung kommt es bereits seit 1973. „Die alten Prothesen hatten aber eine hohe Komplikationsrate“, so der Experte.
In Deutschland noch kaum verbreitet
Die aktuelle Generation der Prothesen ist seit 2012 auf dem Markt, jedoch kommen sie bei der Rhizarthrose nur in sehr wenigen Kliniken zum Einsatz. Generell ist das Verfahren in Deutschland noch kaum verbreitet. Dabei sind die bisherigen Resultate hervorragend, weiß Klinikdirektor Prof. Dr. Marcus Lehnhardt:
Und noch ein Vorteil dürfte von Bedeutung sein: die Kosten der Operation werden von allen gesetzlichen und privaten Krankenversicherungen sowie der gesetzlichen Unfallversicherung übernommen.
Vollständige Beweglichkeit nach sechs Wochen wiedererlangt
Auch Ralf Winkler ist mit seiner Prothese sehr zufrieden: „Das war definitiv eine gute Entscheidung. Ich komme mit der Prothese im Alltag super zurecht. Zu vorher merkt man kaum einen Unterschied.“ Auch Dr. Patrick Harenberg, der Ralf Winkler operiert hat, zeigt sich sehr zufrieden mit dem Ergebnis: „Der Patient konnte am zweiten Tag nach der Operation bereits mit Bewegungsübungen beginnen. Sechs Wochen nach der Operation zeigte er sich schmerzfrei und mit einer vollständigen Wiederherstellung der Kraft und Beweglichkeit.“ Die Arbeitsunfähigkeit von Ralf Winkler konnte damit sehr früh beendet werden.
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