Stoppt Dekubitus

Menschen mit Querschnittlähmung sind aufgrund fehlender Sensibilität und Mobilität häufig besonders anfällig für die Entstehung eines Dekubitus. Die DMGP möchte am weltweiten Aktionstag „Stoppt Dekubitus“ auf Maßnahmen zu Prävention und Behandlung aufmerksam machen.

Infos zur Pressemitteilung

19.11.2020 BG Klinikum Hamburg

Pressekontakt

Christiane Keppeler

Leiterin Unternehmens­kommunikation und Marketing
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Das Querschnittgelähmten-Zentrum (QZ) ist mit 128 Betten die größte bettenführende Abteilung des BG Klinikum Hamburg (BGKH) und zugleich das größte Querschnittgelähmten Zentrum Deutschlands. Neben der Durchführung von Erstbehandlungen erfolgen jährlich zahlreiche stationäre Wiederaufnahmen aufgrund querschnittlähmungsspezifischer Komplikationen. Zu diesen Komplikationen zählt häufig das Auftreten eines Dekubitus, also einer durch Druckbelastung verursachten Schädigung der Haut und/oder der darunter liegenden Gewebestrukturen. Lange Sitz- oder Liegezeiten sowie falsche Lagerung oder Sitzposition sind nur einige der Faktoren, die zu anhaltendem Druck und als Folge zu einer Mangeldurchblutung sensibler Körperstellen führen können. Findet keine rechtzeitige Druckentlastung statt, wird das Gewebe geschädigt. Je nach Schwere des Schadens kann sogar eine operative Behandlung erforderlich sein.

Weitergabe von Fachwissen

Anlässlich des weltweiten Aktionstags „Stoppt Dekubitus“ möchte die Deutschsprachige Medizinische Gesellschaft für Paraplegiologie (DMGP) auf Maßnahmen zur Vermeidung und Behandlung von Dekubitus aufmerksam machen. Ingo Föcks ist Pflegefachkraft für Paraplegiologie, Bereichsleiter der Stationen 51 und 52 des Querschnittgelähmten-Zentrums am BGKH und Experte für Wundmanagement. In seinem beruflichen Alltag ist er häufig mit dem Thema Dekubitus konfrontiert: „Das Auftreten eines Dekubitus nach Entlassung aus dem Klinikum ist mit eine der häufigsten querschnittlähmungsspezifischen Komplikationen in der lebenslangen Nachsorge unserer Patienten.“

Die Schädigung von Haut und/oder Gewebe kann in vier unterschiedliche Schweregrade oder Kategorien eingeordnet werden. Diese reichen von einer sog. nicht wegdrückbaren Rötung bis hin zum vollständigen Gewebeverlust. „Umso wichtiger ist es, dass geschulte Pflegefachkräfte die Patienten bei der Erstbehandlung intensiv aufklären, beraten und schulen“, erklärt Föcks. „Nur so können wir sicherstellen, dass die Patienten für die Zeit nach ihrer Entlassung wissen, welche präventiven Maßnahmen sie durchführen sollten.“ Darüber hinaus müssen je nach Lähmungssituation auch Angehörige geschult werden, um für die Zeit nach der Entlassung aus dem Klinikum möglichst gut aufgestellt zu sein. Regelmäßige theoretische Schulungen zur Dekubitusprophylaxe werden am BGKH durch die Patienten- und Angehörigenberatung angeboten.

Dekubitus vermeiden

Wundexperte Föcks ist auch Mitglied der DMGP und wirkte an der interdisziplinären Leitlinie „Querschnittspezifische Dekubitusbehandlung und -prävention“ mit, die Empfehlungen für alle Personen und Berufsgruppen bereitstellt, die mit der Behandlung von Patient*innen mit einer Querschnittlähmung befasst sind. Ein 8-Punkte-Plan zur Vermeidung von Druckstellen gibt Anhaltspunkte, welche Maßnahmen vorbeugend angewendet werden sollten.

Dazu gehört zunächst eine Risikobewertung der Patient*innen gemäß ihrer Lähmungssituation. Ein wichtiger Bestandteil ist außerdem der Positionswechsel oder die regelmäßige Umpositionierung der Patient*innen, um für eine Druckentlastung zu sorgen. Dafür stehen diverse unterschiedliche Arten von Hilfsmitteln, Matratzensystemen und speziellen Sitzkissen für Rollstühle zur Verfügung. Grundsätzlich ist auch die regelmäßige Kontrolle und Pflege der Haut notwendig. Diese sollte stets sauber, trocken und hydratisiert sein, da eine konsequente Hautpflege die Gewebetoleranz erhalten bzw. fördern kann. Die Zufuhr von ausreichend Flüssigkeit sowie eine  ausgewogene Ernährung und der Verzicht auf Genussmittel, wie Zigaretten und Alkohol, gehören ebenfalls zu den präventiven Maßnahmen. Etwaige Hilfsmittel sowie Kleidung und Textilien sollten ebenfalls kritisch geprüft werden. Zu enge Kleidung und dicke Nähte können bspw. zu Einschnürungen oder zusätzlichen Druckstellen führen.