Ein Leben wie vor dem Unfall – mit einer individuellen Exoprothese
Die Amputation von Gliedmaßen ist für jeden Betroffenen eine traumatische Erfahrung – und zugleich eine große Herausforderung. Hier setzt die Prothesenversorgung und Rehabilitation der BG Unfallklinik Frankfurt am Main an.
Es war Winter, als Claudia Stiefel (46 Jahre) ihr rechtes Bein bei einem Unfall verlor. Sie war gerade dabei, ihren Kofferraum zu entladen, als plötzlich ein Auto, das zu schnell auf der glatten Fahrbahn fuhr, unkontrolliert ins Rutschen kam und sie an ihr Fahrzeug quetschte, einige Meter auf der Motorhaube mitnahm und schließlich auf die Straße schleuderte. Ihre Rettung erfolgte zügig, doch beim Eintreffen des Rettungswagens in der BG Unfallklinik war bereits klar: Ihr Bein war nicht mehr zu retten, es musste amputiert werden.
„Für mich war – trotz der folgenden mehrfachen Operationen – von Anfang an klar, dass ich ein Leben wie vor dem Unfall führen möchte, ohne große Einschränkungen,“ sagt Stiefel. „Ich wollte laufen wie bisher, denn ein optimales Laufbild, sagte man mir, würde darüber hinaus das Risiko von Folgeerkrankungen minimieren.“ Dank ihres starken Willens, mit ihrer enormen Selbstdisziplin und einer optimal angepassten Prothese konnte Claudia Stiefel dieses Ziel tatsächlich erreichen.
Stationäre Rehabilitation und Exprothesen-Sprechstunde für BG-Patienten
Dies hat sie auch einer optimalen und individuell angepassten Exoprothesenversorgung zu verdanken, der im Rahmen der Behandlung und Rehabilitation der Gesetzlichen Unfallversicherung eine besondere Bedeutung zukommt. Hierbei geht die stationäre Akutbehandlung fließend in die Rehabilitation über. In diesem Rahmen ist eine oft notwendige schmerztherapeutische Behandlung ebenso möglich, wie eine begleitende psychologische Betreuung. Sobald die sogenannte Interimsprothese angepasst wurde, findet durch einen spezialisierten Therapeuten mehrfach täglich eine auf den Amputierten abgestimmte Gehschule statt.
Im Anschluss an die stationäre Behandlung besuchte Claudia Stiefel die innerhalb des BG Kompetenzzentrums angebotene Exoprothesensprechstunde der BG Unfallklinik Frankfurt am Main. Hier werden die Patienten von einem interdisziplinären Team aus erfahrenem Oberarzt sowie einem Orthopädietechniker des angegliederten Sanitätshauses behandelt. Bei Bedarf können auch speziell geschulte Physiotherapeuten oder Schmerztherapeuten hinzugezogen werden. So kann eine qualitativ hochwertige Beratung mit rascher Umsetzung der notwendigen orthopädischen Versorgung nach traumatischer Amputation sichergestellt werden. Die Betreuung wird auch nach der Entlassung fortgesetzt: In Kooperation mit dem Rehazentrum MAIN.BG MED werden Amputierte durch spezialisierte Therapeuten auch ambulant weiter betreut.
Die Nähe der Klinik zur orthopädischen Werkstatt ist wichtig
Durch die Verzahnung von Klinik und Orthopädiewerkstatt sind zügige Abläufe ohne große Wartezeit für den Patienten möglich. Zudem können Stumpfprobleme schnell behandelt werden. „Es hat sich gezeigt, dass sich die Qualität der Versorgung von amputierten Patienten durch die Exoprothesensprechstunde in den letzten Jahren stark verbessert hat“, resümiert Dr. med. Sebastian Benner, Leiter der Sprechstunde und leitender Oberarzt. Eine interdisziplinäre Behandlung des Patienten ist wichtig. Dabei spielt neben dem Gesundheits- und psychischen Zustand auch eine Rolle, wo und wie der Patient wohnt und welchen Beruf er ausübt. „Hier wurde ganz individuell auf mich, meine Hobbys und meine Lebenswirklichkeit eingegangen,“ bestätigt Stiefel.
Peer Counseling
Darüber hinaus bietet das in der BG Unfallklinik angebotene Peer Counseling Betroffenen u. a. die Möglichkeit, sich mit bereits Amputierten auszutauschen und sich mit ihren Sorgen und Nöten besser auseinanderzusetzen. „So kann man bei den vielen Fragen, die sich einem als Prothesenträgerneuling tagtäglich stellen, von dem großen Erfahrungsschatz langjähriger Prothesenträger profitieren,“ sagt Claudia Stiefel. Mittlerweile gibt sie selbst ihre Erfahrungen im Rahmen des Peer Counselings weiter.
Großer Fortschritt in der Orthopädietechnik
Mit den heute zur Verfügung stehenden technischen Möglichkeiten gelingt es immer besser, den Verlust der Extremität zu kompensieren. Neben der exzellenten Versorgung der unteren Extremitäten, gelingt es mittlerweile immer besser auch den Verlust einer Hand oder eines Armes exoprothetisch zu versorgen. Im Falle von Claudia Stiefel ermöglicht ein mikroprozessorgesteuertes Kniegelenk komplexe Bewegungen. Selbst das Rennen oder Schwimmen ist mit ihrer Prothese möglich. Für sportliche Aktivitäten nutzt sie eine Sportprothese. Nach einer erfolgreichen Rehabilitation ist sie auch wieder in ihrem alten Beruf tätig.
„Für mich war es wichtig, immer am Ball zu bleiben und nie aufzugeben“, so Stiefel. Heute trainiert die Juristin zudem mit ihrer speziellen Sport-Laufprothese. Sie war im Ruderteam der deutschen Para-Mannschaft, hat angefangen Tennis zu spielen, engagiert sich für Prothesenträger und steht wieder voll im Leben. Darüber freut sie sich selbst am allermeisten: „Ich bin glücklich, dass sich mein Wunsch voll erfüllt hat!“
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