Das Unfallkrankenhaus Berlin im Dienst der Wissenschaft

1500 Beschäftigte nehmen an RKI-Erhebung zu Antikörpern von SARS-CoV-2 teil

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05.02.2021 BG Klinikum Unfallkrankenhaus Berlin

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Angela Kijewski

Pressesprecherin
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Mit Antikörper-Untersuchungen über mehrere Monate hat das Robert Koch-Institut (RKI) die Ausbreitung und die Auswirkungen des Corona-Virus bei Klinik-Beschäftigten erforscht. 
Das BG Klinikum Unfallkrankenhaus Berlin ist als Level-2-Krankenhaus des Berliner SAVE-Netzwerkes an der Behandlung von Covid-19-Erkrankten beteiligt. 
Bis zum Abschluss der Antikörperuntersuchung wurden 300 stationäre Fälle behandelt, davon waren 125 mit einem intensivmedizinischen Aufenthalt verbunden. Die Beschäftigten des ukb waren über Monate intensiv Trägern des Virus ausgesetzt.
Bis zum letzten Tag der Studie am 16.12.2020 hatten sich laut Lagebericht der Senatsverwaltung für Gesundheit, Pflege und Gleichstellung in Berlin insgesamt 82.218 Personen mit SARS-CoV-2 infiziert. Die Studie wurde kurz vor dem Beginn von Impfungen durchgeführt, d.h. die Häufigkeit von Antikörpern ist nur auf durchgemachte Infektionen und nicht auf Impfungen zurückzuführen. 

Jetzt liegen die ersten Ergebnisse zum Verlauf der SARS-CoV-2 Infektionen im ukb vor. Hier die wesentlichen Erkenntnisse: 
-    unter den Teilnehmern der Studie sind nur 2,4 mal mehr Infektionen bekannt, als in der allgemeinen Bevölkerung Berlins 
-    bei 72% der Infizierten waren Antikörper nachweisbar
-    die meisten der Antikörper-Träger wussten von ihrer Infektion (84%)
-    die Antikörper sind auch nach über sechs Monaten noch nachweisbar 

Rund 1500 der insgesamt etwa 2500 ukb-Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beteiligten sich an der ersten Untersuchung im Mai 2020. Bei der letzten Untersuchung im Dezember vergangenen Jahres konnten mehr als 1200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in die Untersuchung eingeschlossen werden. 
Betrachtet man isoliert die Untersuchung im Dezember 2020, so haben 5,3% aller Teilnehmer (n = 65) eine mittels PCR nachgewiesene SARS-CoV-2-Infektion durchgemacht. Zu diesem Zeitpunkt lag der Anteil in der Berliner Bevölkerung bei 2,2%. Bei 47 der 65 bekannten SARS-CoV-2-Infektionen wurden spezifische Antikörper nachgewiesen (72%). Bei 9 weiteren Mitarbeitenden (0,8 % aller Teilnehmer) wurden bei der Blutuntersuchung Antikörper gegen SARS-CoV-2 gefunden – bei ihnen war aber nie eine Covid19-Infektion festgestellt worden. Offenbar hatten sie die Corona-Erkrankung ohne die typischen Krankheitssymptome durchgemacht. 
Das RKI hat bei den Antikörperuntersuchungen jeden positiven Nachweis im ersten Testverfahren mit weiteren Untersuchungen überprüft. Dadurch wurden falsch positive Befunde sicher ausgeschlossen. 
Bei beiden Erhebungen kamen die meisten der Teilnehmer aus dem Pflegedienst, gefolgt von ärztlichem Dienst und medizinisch-technischem Dienst. Aber auch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus den Bereichen Verwaltung, Service oder der Poliklinik am ukb beteiligten sich an der Untersuchung. Am stärksten mit rund einem Drittel der Teilnehmer war die Altersgruppe der 30- bis 39-Jährigen vertreten.

Dr. Hajo Schmidt-Traub, Studienleiter im ukb: „Die letzten Monate haben gezeigt, dass durch intensive Schutzmaßnahmen im direkten Kontakt mit Corona-Erkrankten eine starke Ausbreitung des Virus verhindert werden kann. Die vielerorts erhoffte „stille Durchseuchung“ mit Ausbildung wirksamer Antikörper gegen das Virus ist allerdings ausgeblieben.“
Während bei der Mai-Untersuchung 1,2 Prozent aller Teilnehmer Antikörper gegen das Corona-Virus gebildet hatten, waren es im Dezember 4,5 Prozent. Nachdem im Frühjahr der Anteil positiver Antikörpertests beim ärztlichen Personal höher lag als beim Pflegepersonal (2,9 % zu 1,3 Prozent), war es bei der Dezember-Auswertung anders herum: Die meisten Antikörpernachweise wurden beim Pflegepersonal festgestellt (6,7 Prozent), gefolgt von Ärztinnen und Ärzten (5,5 %). 

Prof. Dr. Axel Ekkernkamp, Ärztlicher Direktor des ukb, ist stolz auf die vertrauensvolle und über Monate enge Kooperation mit dem RKI - angesichts der vielen rivalisierenden Herausforderungen für die Bundesoberbehörde wahrlich nicht selbstverständlich. „Am meisten freut mich die enorme Resonanz unserer Beschäftigten aller Berufsgruppen auf dieses freiwillige Untersuchungsangebot. Von schlechter Stimmung, innerer Immigration, Abkehr von der direkten Patientenbetreuung kann bei uns keine Rede sein.“