Stabübergabe in der Apothekenleitung

Nach mehr als 30 Jahren in der Klinikapotheke des BG Klinikums Hamburg (BGKH) geht Kristina Lamprecht-Belde in den Ruhestand und übergibt die Leitung an Dr. Frank Dombeck.

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23.07.2021 BG Klinikum Hamburg

Pressekontakt

Christiane Keppeler

Leiterin Unternehmens­kommunikation und Marketing
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Am 01. Januar 1990 begann Frau Lamprecht-Belde am BGKH - damals noch Unfallkrankenhaus Boberg. Das Haus kannte sie zu dem Zeitpunkt schon, denn als Pharmaziestudentin aus Hamburg absolvierte sie ihr praktisches Jahr hier an der Klinikapotheke. 10 Jahre später übernahm sie die Leitung und ist seitdem in dieser Funktion in einem Bereich tätig, dessen großer Beitrag an der Patientenversorgung zumindest in der Vergangenheit eher unbemerkt im Hintergrund erfolgte, zukünftig aber auch auf den Stationen immer präsenter werden wird und eine Schlüsselfunktion in der Versorgungsqualität einnimmt. Dafür stellte sie die Weichen.

Steigende Herausforderungen für Klinikapotheken

1982 eröffnete die Klinikapotheke im BGKH. Schon vor der Gründung gab es eine kleine Dispensierstube. Dieser Apotheken-Vorläufer wurde im Kontext einer Gesetzesreform dann jedoch abgelöst. Damit trug man auch der Entwicklung des Hauses Rechnung, welches die Zahl der Betten seit der Gründung fast vervierfachte. Auch die Klinikapotheke wuchs so mit der Zeit von damals fünf Mitarbeiter:innen auf heute über elf. Das Wachstum selbst war aber nie die größte Herausforderung, weiß Frau Lamprecht-Belde, vielmehr die zunehmend anspruchsvolleren Rahmenbedingungen: „Ein wesentlicher Aspekt unserer Arbeit - heute wie damals - betrifft die Beschaffung von Arzneien. Damals kümmerten wir uns bereits selbst um den gesamten Einkauf, bis wir uns als eine der ersten Apotheken in Hamburg einer Einkaufsgemeinschaft anschlossen.“ Dass dieser Aspekt seit Jahren aufgrund deutlich zugenommener Lieferunsicherheiten immer relevanter geworden ist, zeigten die Lieferengpässe seit Jahren besonders eindrücklich: „Was unsere Versorgungssicherheit erheblich beeinträchtigt, ist die Produktionsverlagerung von Arzneistoffen und Fertigarzneimitteln in Low Cost Countries wie Indien oder China.“

Einen besonderen Beitrag, der von vielen wahrscheinlich gar nicht bemerkt wurde, leistet die Apotheke in der Pandemie zusätzlich: „Jede Impfspritze wurde von uns unter aseptischen Bedingungen aufgezogen. Dadurch konnten wir die Haltbarkeit merklich erhöhen.“, so Frau Lamprecht-Belde. Welchen großen Mehrwert der Bereich für das Haus - rein über die Versorgung - auch hat, verdeutlicht ein Projekt, über das nun, nach etwas über einem Jahr, erstmals Bilanz gezogen werden kann: „Seit Mitte 2020 haben wir begonnen, auf ersten Stationen mit Apotheker:innen präsent zu sein, um  mit den Ärzt:innen und die komplexen  Medikationen zu optimieren und somit zu mehr Arzneimitteltherapiesicherheit (AMTS) beizutragen. Gerade auch aufgrund der steigenden Multimorbidität von immer älter werdenden Patient:innen, die gleichzeitig mehrere Medikamente einnehmen (Polymedikation), ist dies ein wichtiger Baustein für die Patientensicherheit.“

Mehr Arzneimitteltherapiesicherheit durch Interprofessionalität

Diesen Weg möchte Dr. Dombeck ab August intensivieren: „Apotheken sollten schon lange nicht nur als  reine Arzneimittellogistiker mehr gesehen werden. So gewinnen klinisch-pharmazeutische Dienstleistungen aufgrund immer anspruchsvollerer Arzneimittel und einem zunehmenden Fachkräftemangel im ärztlichen und pflegerischen Bereich an Bedeutung in der Patientenversorgung. Globale Lieferengpässe, komplexer werdende Arzneien, die mittlerweile medizinisch Hightech-Produkte darstellen (Stichwort Impfstoffe) und vor allem ein zunehmender Fachkräftemangel definieren die Aufgaben und den Stellenwert heute grundlegend anders. Krankenhausapotheken bieten heute vielfältige pharmazeutische Dienstleistungen für Patient:innen und Mediziner:innen an. Kernkompetenz ist die Arzneimittelsicherheit. Diese müssen wir auf die Stationen bringen, um Personal zu entlasten und Patient:innen die größtmögliche Sicherheit zu bieten.“, so Dr. Dombeck.

Der gebürtige Südniedersachse war nach dem Pharmaziestudium in Braunschweig und der Promotion an der Ludwig-Maximilians-Universität München langjährig in der Patientenversorgung an der Universitätsmedizin Göttingen als  Krankenhausapotheker tätig. Als Fachapotheker für klinische Pharmazie und pharmazeutische Analytik sowie mit einem MBA mit den Schwerpunkten Krankenhausmanagement und internationale Gesundheitssysteme kennt er sich sowohl mit den pharmazeutisch-naturwissenschaftlichen Aspekten sowie den betriebswirtschaftlich-ökonomischen Faktoren aus. Anschließend wechselte Dr. Dombeck als Pharmazeutischer Geschäftsführer zur Apothekerkammer Niedersachsen. In dieser Funktion begleitete er die Novellierung des Niedersächsischen Krankenhausgesetzes in Folge der Pflegemorde von Oldenburg und Delmenhorst. Eine Konsequenz daraus war die verpflichtende Einführung von Stationsapotheker:innen. Diesen Punkt hat Hamburg in seiner Koalitionsvereinbarung aus 2020 ebenfalls aufgegriffen. „Diese Initiativen sind wichtige Schritte für mehr Patientensicherheit und betonen die Bedeutung der Arzneimitteltherapiesicherheit.“, so Dombeck.

Closed Loop Medication Management

In Fachkreisen ist der geschlossene Medikationsprozess die Antwort auf die zunehmend komplexere, risikoreichere und kostenintensiver werdende Arzneimitteltherapie mit der  Medikationsfehler sukzessive wirksam reduziert werden können. Wichtige Komponenten sind eine elektronische Verordnung, pharmazeutische Validierung und in der letzten Ausbaustufe optional eine Unit-Dose-Versorgung, bei der Arzneimittel patientenindividuell zusammengestellt, verpackt und etikettiert werden. Wichtig ist aber den Weg überhaupt zu beschreiten und AMTS im Bewusstsein zu haben.