Intermittierender Selbstkatheterismus

Bei einer Querschnittlähmung besteht mit hoher Wahrscheinlichkeit eine neurogene Blasenfunktionsstörung, die sich durch mehrere Symptome bemerkbar macht: Gestörtes oder fehlendes Gefühl für die Blasenfüllung, fehlende oder unvollständige Blasenentleerung, Harninkontinenz. 

Bei Ihnen ist es notwendig geworden, dass die Harnblase vorübergehend oder dauerhaft intermittierend (d.h. mehrmals täglich) von Ihnen katheterisiert werden muss (Selbstkatheterismus). Beim Katheterismus wird die Harnblase durch das Einführen eines dünnen und flexiblen Schlauches (Katheter) entleert. Dieser Vorgang soll zukünftig von Ihnen selbstständig durchgeführt werden. Zur Vermeidung von Harnwegsinfektionen und dem Nachempfinden der natürlichen Blasenfüllung ist es wichtig die Harnblase in regelmäßigen Abständen zu entleeren. Dieses Merkblatt macht Sie mit den wichtigsten Fakten über Selbstkatheterismus und den damit verbundenen Hygienemaßnahmen vertraut.
 

Urin ist ein guter Nährboden für Bakterien, die sich alle 30-60 Minuten vermehren. Unter normalen Umständen besitzt der Körper natürliche Abwehrmechanismen, u.a. die natürliche Harnausscheidung. Bei einer größeren Urinmenge dehnt sich die Blasenwand aus und die Schleimhaut kann geschädigt werden - was sie für Bakterien anfällig macht und einen Harnwegsinfekt auslösen kann. Da bei Ihnen die natürliche Harnausscheidung gestört ist und die Bakterien nicht selbstständig aus der Blase heraus gespült werden, ist es wichtig diese regelmäßig zu entleeren. Die Katheterismusfrequenz kann dabei individuell variieren. Sie sollten sich aber mindestens 4- bis 6-mal pro Tag katheterisieren. 

Ein Harnwegsinfekt kommt in 95-98% der Fälle über einen Aufstieg der Erreger über die Harnröhre zustande. Die Erreger entstammen in den meisten Fällen der körpereigenen Darmflora und gelangen über die Harnröhre in die Harnblase, wo sie zu einer Blasenentzündung führen können.

Grundsätzlich muss unterschieden werden, ob der intermittierende Selbstkatheterismus im stationären oder häuslichen Bereich durchgeführt wird. Im stationären Bereich sind Hygienemaßnahmen umzusetzen, die im häuslichen Bereich nicht zwingend durchgeführt werden müssen.

• Führen Sie den Kathetervorgang so durch, wie Sie ihn unter Anleitung des Pflegepersonals vermittelt bekommen haben.
• Positionieren Sie sich je nach körperlicher Beeinträchtigung sitzend, halbsitzend oder liegend.
• Entfernen Sie Ihre Kleidung so weit, dass ein ungehindertes Katheterisieren möglich ist.
• Führen Sie eine Händedesinfektion durch.
• Um die Materialien vor einer Verunreinigung zu schützen, wird im stationären Bereich die Ablagefläche für das Material desinfiziert, im häuslichen Bereich ist eine saubere Ablagefläche ausreichend.
• Die Katheter sollten sowohl im stationären als auch im häuslichen Bereich steril, folienumhüllt sein.
• Ein sicheres Handling und Öffnen der Katheterverpackung ist wichtiger als ein schnelles Vorgehen.
• Sorgen Sie für eine gründliche Intimpflege. Nutzen sie hierfür die von uns bereitgestellten keimreduzierenden Waschhandschuhe (Octenisan).
• Achten Sie darauf, dass der Katheter, der in die Harnröhre eingeführt wird, nicht mit unsterilen Gegenständen und Körperteilen in Kontakt kommen.
• Verfehlen Sie beim Katheterisieren die Harnröhre sollten sie einen neuen Katheter verwenden.