Mit Prothese und gutem Willen

Patient nach Amputation erfolgreich rehabilitiert

Infos zur Pressemitteilung

14.12.2023 BG Universitätsklinikum Bergmannsheil Bochum

Pressekontakt

Robin Jopp

Stabsstelle Unternehmens­kommunikation
0234 302-6125 E-Mail

„Zwei Sekunden war alles schwarz, dann sah ich, was passiert war“, so schildert Rolf Paul Thiede seinen Unfall an seinem Arbeitsplatz. Eine tonnenschwere Metallrolle hatte sich von einem Kran gelöst und den 36-Jährigen getroffen. Der linke Fuß war abgetrennt, am rechten Fuß verlor er einige Zehen. Nach Akutversorgung und notwendiger Amputation des linken Unterschenkels wurde Thiede in das BG Universitätsklinikum Bergmannsheil nach Bochum verlegt. Hier beginnt sein intensives Rehabilitationsprogramm – und sein langer Weg zurück ins Leben.

Täglich bis zu sechs Stunden Training

„Menschen mit solchen erheblichen Verletzungen benötigen eine sehr spezielle und umfassende Versorgung“, erklärt Dr. Sven Jung, Chefarzt der Abteilung für BG Rehabilitation. „Im Bergmannsheil erstellen wir in enger Abstimmung mit dem Reha-Management des gesetzlichen Unfallversicherungsträgers und allen beteiligten Disziplinen einen detaillierten Fahrplan für die Therapie. Die Zielsetzung: den Versicherten bestmöglich zu fördern, damit er so gut es geht in Alltag und Beruf zurückkehren kann.“

Ganz wichtig dabei ist die Eigenmotivation der Betroffenen. Denn das Therapieprogramm hat es in sich. Thiede trainiert bis zu sechs Stunden täglich. Auf dem Plan stehen Ergotherapie, Gerätetraining, Physiotherapie, Lymphdrainage, Rollstuhltraining, Gangschule und Sporttherapie. Die Intensität des Trainings wird immer mehr gesteigert und das Programm angepasst, je nach Fortschritt und Rehabilitationsverlauf. „Das strukturiert den Tagesablauf – und abends ist man richtig müde“, sagt er.

Das Gehen neu erlernen

Zwischendurch muss er noch einmal in den OP-Saal, um eine Narbe zu korrigieren. Weil es bei schwer verletzten Menschen im Therapieverlauf zu Komplikationen oder erforderlichen Nachbehandlungen kommen kann, wird eine solche Komplexe Stationäre Rehabilitation (KSR), wie sie Rolf Thiede erhält, ausschließlich in BG Kliniken angeboten. Hier gibt es alle nötigen Disziplinen der Akut- und Rehabilitationsmedizin unter einem Dach. Ganz wichtig ist auch die psychologische Betreuung, die bei Menschen mit schweren Traumata und Erkrankungen eingebunden wird.

Im Fall von Rolf Thiede ist die nicht erforderlich. Trotz des schweren Schicksalsschlags hat er von Anfang nur ein Ziel: wieder auf eigenen Beinen stehen – im wahrsten Sinne des Wortes. Zur Rehabilitation gehört auch die Anpassung einer Unterschenkelprothese, mit der Thiede das Gehen neu erlernen kann. Damit macht er schnelle und gute Fortschritte. Seine Therapeutinnen und Therapeuten sind beeindruckt, denn das Gehen und auch das Treppensteigen funktionieren immer besser. Und auch in der Arbeitstherapie wird bald deutlich: Thiede ist in vielen Fertigkeiten und trotz Prothese wieder auf dem gewohnten Leistungsniveau, ob beim Tragen, Ziehen, Drücken oder Heben.

Viel Unterstützung im privaten und beruflichen Umfeld

„Ein gutes Behandlungsteam ist zentral für eine erfolgreiche Rehabilitation, aber genauso entscheidend ist die positive Einstellung des Patienten“, so Dr. Jung. Dabei spielt das Umfeld natürlich eine große Rolle. Familie und Freunde unterstützen ihn, besuchen ihn regelmäßig und auch sein Arbeitgeber signalisiert ihm von Anfang an, dass er ihn weiterhin im Team behalten möchte. Beide, Chef und Mitarbeiter, sind zuversichtlich, dass er seinen Beruf als Anlagenführer in dem metallverarbeitenden Betrieb in Altena schon bald wieder aufnehmen kann.

Nach fast drei Monaten im Bergmannsheil setzt Thiede seine Therapie zunächst in seiner Heimat ambulant fort. In wenigen Wochen kehrt er noch einmal ins Bergmannsheil für eine spezielle arbeitsplatzbezogene Therapie zurück. Dann steht die Rückkehr an den Arbeitsplatz an, schrittweise als berufliche Wiedereingliederung. Auch dieser Prozess wird von seinem zuständigen Reha-Management engmaschig begleitet und unterstützt werden. Viele gute Gründe also, um zuversichtlich in die Zukunft zu schauen.

„Nach dem Unfall waren meine größten Befürchtungen, dass mein Leben nun vorbei ist und dass ich ein Pflegefall werde“, erinnert sich Thiede. Und heute? „Kürzlich habe ich mit meiner Prothese eine Wattwanderung gemacht – und war selbst überrascht, wie gut auch das funktionieren kann.“

  1. Gruppenbild mit Patient, Therapeutinnen und Chefarzt der BG Rehabilitation
  2. Krafttraining in der BG Rehabilitation
  3. Spiegeltherapie in der BG Rehabilitation