Zurück ins Leben

Nach Unfall: Motivation ist unverzichtbar für den Heilungserfolg

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08.12.2022 BG Universitätsklinikum Bergmannsheil Bochum

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Als Hennadii M. auf der Schwerbrandverletztenstation aufwacht, hat er keine Erinnerung an das, was geschehen war. „Ich hatte große Angst, konnte nichts bewegen – nur meinen Kopf“, sagt er. Später klärt sich alles auf: Auf dem Rückweg von seiner Arbeitsstelle hatte er einen schweren Autounfall. Das Fahrzeug kam von der Fahrbahn ab, prallte mit hoher Geschwindigkeit vor einen Baum und fing Feuer. Ein Anwohner eilte herbei und löschte, alarmierte die Feuerwehr. Die rettete ihn aus dem zerstörten Fahrzeug. Anschließend brachte sie den schwer verletzten Ukrainer, der wenige Monate zuvor mit seiner Familie nach Deutschland gekommen war, sofort ins BG Universitätsklinikum Bergmannsheil in Bochum.

„Der Zustand des Patienten war dramatisch: Er hatte schwere mehrfache Verletzungen, 35 Prozent der Haut waren verbrannt“, beschreibt Dr. Sven Jung die damalige Situation. „Dazu hatte er Brüche an Rippen, an Wirbelkörpern und im Beckenbereich, ein Schädel-Hirn-Trauma, außerdem Einblutungen in den Herzbeutel und weitere Organverletzungen.“ Als BG Klinik und Universitätsklinik ist das Bergmannsheil so breit aufgestellt, dass hier alle erforderlichen Spezialistinnen und Spezialisten unter einem Dach zusammenarbeiten. Das Team der Unfallchirurgie versorgt Becken- und Knochenbrüche, die Plastischen Chirurginnen und Chirurgen tragen die verbrannte Haut ab und decken die Wundbereiche. Für die weiteren Verletzungen stehen Teams der Viszeralchirurgie, der Herzchirurgie und Kardiologie sowie der Neurologie zur Verfügung.

Zwei Monate auf der Intensivstation für Schwerbrandverletzte

Viele Male wird Hennadii M. operiert. Zwei Monate lang wird er auf der Schwerbrandverletzten-Intensivstation des Bergmannsheil behandelt und vom Pflege- und Ärzteteam umfassend umsorgt. Anschließend ist er so weit stabilisiert, dass er auf die Station der BG Rehabilitation verlegt werden kann. Noch liegt er im Bett, aber die Therapeutinnen und Therapeuten starten schon mit der Rehabilitation. Zunächst kann nur der rechte Arm trainiert werden, dann auch der linke. Mit einem Trainingsgerät übt er im Bett Kraft und Beweglichkeit der Arme. Sein Zustand bessert sich immer mehr, sodass er in ein intensives Reha-Programm einsteigen kann: Dazu gehören Physiotherapie und Krafttraining, physikalische Therapie, Ergotherapie, Sporttherapie, aber auch eine psychologische Betreuung, um das schwere Unfallerlebnis zu verarbeiten.

Sechs Stunden täglich trainiert er, neun verschiedene Fachabteilungen sind in seine Behandlung involviert. „Die integrierte und fachübergreifende Versorgung, die wir als BG- und Universitätsklinik leisten können, ist entscheidend für den Heilungserfolg“, erklärt Dr. Jung. „Damit schwerstverletzte und verunfallte Menschen wieder möglichst gut behandelt  werden können, müssen Akutversorgung und Rehabilitation nahtlos ineinander übergehen. Das ist der entscheidende Vorteil, den speziell das Heilverfahren der gesetzlichen Unfallversicherung bietet.“

Engmaschige Betreuung durch das Reha-Management

Während des gesamten Heilungsverlaufs wird Hennadii M. durch das Reha-Management der zuständigen Berufsgenossenschaft, der BG BAU, versorgt. Sie ist Träger der gesetzlichen Unfallversicherung für die Bauwirtschaft und baunahe Dienstleistungen, über die der Patient, der als Baustellenhelfer arbeitet, versichert ist. Die zuständige Reha-Managerin begleitet engmaschig den Patienten, überprüft seine Fortschritte, hilft bei Problemen und ist im ständigen Austausch mit dem Behandlungsteam.

Und tatsächlich: sein Zustand bessert sich von Woche zu Woche. Erst kann er in den Rollstuhl wechseln, später an Gehstützen gehen. Sechs Wochen nach der Übernahme in die BG Rehabilitation ist Hennadii M. sogar wieder in der Lage, selbstständig und ohne Hilfsmittel zu gehen.

„Wir waren alle positiv überrascht, wie schnell und gut er sich entwickelt hat. Das war angesichts der Schwere seiner Verletzungen so nicht abzusehen“, freut sich Dr. Jung. „Er hat mit größtmöglicher Motivation darum gekämpft wieder fit zu werden.“ Seine Behandlung im Bergmannsheil ist vorerst abgeschlossen. Jetzt kann er wieder zu Hause leben und seine Rehabilitation ambulant fortsetzen. Denn noch hat er manche Einschränkungen, zum Beispiel hat er im linken Arm noch nicht die volle Kraft wiedererlangt. Aber er ist zuversichtlich, dass es auch weiter vorangeht und freut sich, dass er endlich wieder bei seiner Familie und seinen kleinen Kindern sein kann.

Bildnachweis: Therapeutin Katharine Pietrowski begleitet den Patienten beim Krafttraining. Bildnachweis: Bergmannsheil