
Falsch verbunden
Eine sehr seltene Erkrankung erzeugt gefährliche Kurzschlussverbindungen zwischen Herz und Blutgefäßen. Wird sie rechtzeitig erkannt, kann ein spezieller Katheter-Eingriff helfen.

„Menschen, die an dieser speziellen Gefäßfehlbildung leiden, brauchen in den meisten Fällen früher oder später eine interventionelle Behandlung.“
Leitende Oberärztin des Instituts für diagnostische Radiologie, interventionelle Radiologie und Nuklearmedizin
Die „falschen“ Gefäße verschließen
„Menschen, die an dieser speziellen Gefäßfehlbildung leiden, brauchen in den meisten Fällen früher oder später eine interventionelle Behandlung“, erklärt Dr. Christina Loberg, leitende Oberärztin der Radiologie am BG Universitätsklinikum Bergmannsheil in Bochum. „Das Ziel dabei ist, die „falschen“ Gefäße zu verschließen und damit den Blutfluss darin zu unterbinden.“ Der Patient unterzog sich erstmals im Jahr 2008 in einer anderen Klinik einer solchen Prozedur. Sie geschieht im Rahmen einer Angiografie, also einer bildgebenden Untersuchung der Strukturen der Blutgefäße. Dabei wird ein Katheter in eine Schlagader der Leiste oder des Armes eingeführt und bis zum Ort der Fehlbildungen vorgeschoben. Die Prozedur erfolgt unter Gabe von Kontrastmitteln und mit Röntgenuntersuchung, sodass das Behandlungsteam die Gefäßarchitektur und die Platzierung des Katheters jederzeit am Bildschirm kontrollieren kann.
Eingriff schafft Entlastung für das Herz
Über den Katheter werden dann sogenannte Coils, also winzige Metallspiralen oder Klebstoffe, in die abnormen Gefäßabgänge eingebracht und freigesetzt. Diesen Vorgang nennen Experten Embolisation. Auf diese Wiese wird der Blutfluss in den „falschen“ Gefäßen blockiert. Die Folge: das Herz muss weniger pumpen, die Belastung verringert sich, sodass sich in der Regel auch die Symptome des Patienten verbessern. Nach der Prozedur, die etwa eine bis drei Stunden dauern kann und häufig in Vollnarkose durchgeführt wird, wird der Patient noch intensivmedizinisch überwacht. Sobald er auf die Normalstation verlegt werden kann, ist er in der Regel schon wieder eingeschränkt mobil und kann bald darauf entlassen werden.
„Herr Holtbrinck ist bereits mehrfach auf diese Weise therapiert worden, da bei MAPCA in aller Regel viele dieser Gefäßfehlbildungen existieren, die nicht in einer Prozedur verschlossen werden können“, sagt Dr. Loberg. „Ein großer Erfolg ist es daher, wenn wir die Zeitspanne zwischen zwei Prozeduren maximal verlängern und den betroffenen Patienten dabei möglichst viel Lebensqualität schenken können.“ Holtbrinck selbst ist guter Hoffnung: Seine letzte Intervention hat er im November des letzten Jahres hinter sich gebracht. Wieder hat es gut funktioniert: Schon nach wenigen Tagen konnte er sich selbstständig im Zimmer bewegen, seine Symptome waren im Vergleich zu seinem Zustand vorher deutlich verbessert „Gewünscht hätte ich mir, dass meine Krankheit viel früher festgestellt worden wäre, denn dann hätte auch die Behandlung eher beginnen können“, sagt er.
Behandlung nur in spezialisierten Zentren
Das Problem sei jedoch, dass die Krankheit äußerst selten sei und oft unerkannt bleiben würde, weiß Dr. Loberg: „Hinzu kommt, dass die Therapie sehr komplex und mit Risiken für den Patienten behaftet ist. Deshalb wird sie nur in sehr spezialisierten Zentren durchgeführt, wobei die Fachbereiche Radiologie und Kardiologie eng mit der hausärztlichen Betreuung verzahnt sein müssen.“ Patient Holtbrinck schaut jedenfalls wieder ein Stück weit positiver in die Zukunft. Und freut sich, dass er in deutlich besserem Zustand zu seiner Familie zurückkehren konnte.
Fachliche Ansprechpartnerin:
Dr. Christina Loberg
Leitende Oberärztin
Institut für diagnostische Radiologie, interventionelle Radiologie und Nuklearmedizin
E-Mail: christina.loberg@bergmannsheil.de