BG Kliniken erfolgreich in internationalen Forschungsvorhaben

Internationale wissenschaftliche Publikationsfrequenz aus dem TraumaRegister DGU® und ihre Bedeutung für die BG Kliniken

 

BG Universitätsklinikum Bergmannsheil Bochum

01.02.2021

C. Waydhas, R. Lefering, C. Hoefer

 

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Was bisher bekannt ist

Das TraumaRegister DGU® wurde 1993 gegründet und erfasst wichtige Eckdaten des medizinischen Verlaufs von Schwerstverletzten in pseudonymisierter Weise. Es wird von der Akademie der Unfallchirurgie (AUC) und der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU) betrieben und dient gleichermaßen der Qualitätssicherung und der Verbesserung der medizinischen Versorgung durch wissenschaftlichen Erkenntnisgewinn. Erfasst werden Daten der präklinischen Notfallversorgung, der Behandlung im Schockraum, des intensivmedizinischen Verlaufs, alle Diagnosen und operativen Therapien sowie das Krankenhausbehandlungsergebnis von schwerstverletzten Patientinnen und Patienten, die über den Schockraum einer Klinik aufgenommen werden und einer unmittelbaren intensivmedizinischen Behandlung bedürfen. Im Jahr 2019 nahmen 657 unfallchirurgische Kliniken in Deutschland (einschließlich aller BG Kliniken) teil. Ergänzend trugen 57 Institutionen im europäischen und außereuropäischen Ausland zum Register bei. 
Neben Qualitätssicherung und Benchmarking stellen wissenschaftliche Auswertungen von Routinedaten ein zentrales Element des TraumaRegisters DGU® dar.

Studiendesign und Resultate

Diese Untersuchung analysierte, welchen Einfluss Publikationen aus den Daten des TraumaRegister DGU® auf den medizinischen Wissensstand und die Versorgung schwerstverletzter Patienten nehmen. Das englische Wort „Impact“ kann man als „Stärke, der von einer Maßnahme ausgehenden Wirkung“ ansehen. Dazu gehört die Zahl und Zitierhäufigkeit wissenschaftlicher Publikationen, die man anhand einer international gebräuchlichen bibliografischen Maßzahl wie dem Impact-Faktor (IF) beschreiben kann. Der IF wird jährlich von Clarivate Analytics i.S. der sog. InCites Journal Citation Report ermittelt. 
Der IF einer wissenschaftlichen Zeitschrift wird berechnet als Anzahl der Zitate von Originalbeiträgen über zwei Jahre, dividiert durch die Anzahl von veröffentlichten Artikeln in zwei Jahren, welche dem Bezugsjahr vorausgingen. Ein fiktives Beispiel: Eine Zeitschrift hat in den Jahren 2017 und 2018 200 wissenschaftliche Artikel veröffentlicht. Diese wurden 2019 300mal zitiert- der IF der Zeitschrift im Jahr 2019 ist damit 300 / 200 = 1,5. Die führenden „General Medical Journals“ New England Journal of Medicine, Lancet, JAMA und BMJ hatten 2019 IF von 74,7, 60,4, 45,5 und 30,2. Das höchstgerankte Journal in Orthopädie und Unfallchirurgie, das American Journal of Sports Medicine, kommt auf einen IF von 5,8. Dies unterstreicht, wie hoch die Zitierhäufigkeit (und damit wissenschaftliche Aufmerksamkeit) im Vergleich zur Anzahl publizierter Artikel sein muss, um derart hohe IF zu erzielen.
Sie sagen jedoch wenig darüber aus, ob Publikationen Einfluss auf die zukünftige Forschung, auf medizinische Standards oder gar medizinpolitische oder gesellschaftspolitische Entwicklungen nehmen. Auch werden IF, welche medizinische Zeitschriften charakterisieren, fälschlicherweise als Bedeutsamkeits-Indikator für einen individuellen Beitrag herangezogen.

Ergebnis

Seit der Initiierung des TraumaRegister DGU® wurden über 300 Originalarbeiten in internationalen und deutschsprachigen Fachzeitschriften publiziert. Insbesondere seit dem Jahr 2012 nahm die Publikationshäufigkeit auf etwa 25 bis 30 Beiträge pro Jahr zu. Der durchschnittliche jährliche IF der Publikationsorgane nahm von unter 0,5 auf etwa 2,0 zu. Damit wurde der mediane Impactfaktor aller Fachzeitschriften auf den Gebieten Orthopädie, Unfallchirurgie und Notfallmedizin überschritten.Insgesamt 31 Arbeiten erschienen in Fachzeitschriften mit einem IF über 4,0 wie Lancet, Annals of Surgery und Critical Care Medicine. Im Durchschnitt wurde jede Publikation pro Jahr über fünfmal zitiert. Viele Arbeiten erschienen in deutschsprachigen Fachzeitschriften (insbesondere Der Unfallchirurg und Deutsches Ärzteblatt), welche für die Versorgungsstruktur von Traumapatienten -und -patientinnen im deutschen Sprachraum, insbesondere im Kontext der Gesetzlichen Unfallversicherung und der BG Kliniken besonders relevant und bedeutsam sind.
Auf dem größten deutschsprachigen Fachkongress, dem Deutschen Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU), wurden jedes Jahr zahleiche Studien aus dem TraumaRegister DGU® präsentiert.
Wissenschaftliche Ergebnisse aus dem Register haben in deutsche und internationale Leitlinien zur Versorgung Schwerstverletzter Eingang gefunden- allein in der S3-Leitlinie Polytrauma / Schwerverletzten-Behandlung der AWMF, DGU und DGOU finden sich 24 Zitate. Insbesondere die Indikation zur prä-klinischen Intubation, die prä-klinische Volumentherapie und das individualisierte Gerinnungsmanagement basierend auf dem Trauma Associated Severe Hemorrhage (TASH) Score werden durch Daten aus dem TraumaRegister DGU® gestützt.

Bedeutung für die klinische Versorgung und Forschung an den BG Kliniken

Die Teilnahme der BG Kliniken am TraumaRegister DGU® trägt einerseits zur Qualitätssicherung und zum Benchmarking in der Schwerstverletztenversorgung bei. Andererseits fließt die Expertise der BG Kliniken in ihren besonderen Kernkompetenz- und Kernleistungsbereichen in die Plattform ein und erlaubt eine aktive Beteiligung an Forschungsvorhaben sowie die Beantwortung eigener Forschungsfragen basierend auf Registerdaten von über 300.000 Schwerverletzten.