
Das Sprunggelenk
Unser Sprunggelenk ermöglicht uns Bewegungen wie Gehen, Springen und Steigen und gehört damit zu den am meisten belasteten Gelenken im menschlichen Körper. Um uns jede Bewegung zu ermöglichen, muss es stabil, gesund und beweglich sein.
Aufgrund seiner feinen Strukturen und der hohen Beanspruchung ist es jedoch besonders anfällig für Verletzungen. Welche Erkrankungen und Verletzungen auftreten können und welche Behandlungsmöglichkeiten es gibt, zeigen wir Ihnen hier.
Krankheitsbilder und Therapie
Der Bänderriss am Sprunggelenk ist eine der häufigsten Verletzungen überhaupt. Hierbei kommt es beim so genannten "Supinationstrauma", dass heißt beim Umknicken des Fußes zu einer Verletzung der 3 Außenbänder des oberen Sprunggelenks. Bevor es zu einem richtigen Bänderriss kommt, findet zunächst einmal eine Bänderdehnung statt, die "Distorsion". Ist die einwirkende Kraft groß genug reißen die Bänder. Oft kann anhand der dann auftretenden Symptome wie Schmerz, Schwellung und Blutergussverfärbung nicht genau unterschieden werden, ob nur eine Bänderdehnung oder aber ein Teilriss bzw. ein vollständiger Bänderriss vorliegt. Auch eine Überprüfung der Bandstabilität durch den Arzt oder der Ärztin erbringt aufgrund der fast immer bestehenden schmerzhaften Schwellung keine sichere Aussage. Im Zweifel kann eine "gehaltene" Röntgenaufnahme des oberen Sprunggelenkes die Diagnose Bänderriss erhärten. Mit der Kernspintomographie können Bänderrisse zuverlässig erkannt werden, sie ist jedoch nur in Ausnahmefällen notwendig.
Ziel jeder Therapie ist es, wieder stabile Bandverhältnisse zu erreichen. Bei der funktionellen Therapie des Bänderrisses wird das Sprunggelenk für mehrere Wochen mit einer Schiene gestützt, um eine Heilung herbeizuführen. Meist kann der Fuß jedoch schnell wieder voll belastet werden. Bei der nur selten notwendigen operativen Therapie werden die gerissenen Bandenden freigelegt und genäht, hiernach muss für 4 Wochen ein Unterschenkelgips getragen werden. Nach Wundheilung darf jedoch auch hier dann das Bein voll belastet werden.
Als Syndesmose bezeichnet man die feste bandhafte Verbindung zwischen Schienenbein und Wadenbein am Sprunggelenk. Sie hält die Knöchelgabel zusammen. Reisst die Syndesmose, so wie es bei einigen Brüchen des oberen Sprunggelenkes vorkommen kann, spricht man von einer Syndesmoseninstabilität. Diese führt unbehandelt zu einem vorzeitigen Verschleiß mit dauerhaften Beschwerden.
Die Diagnose Syndesmosenriss/-instabilität wird neben der klinischen Untersuchung durch Röntgenbilder, eine dynamische Röntgenuntersuchung ("Durchleuchtung") und in Ausnahmefällen auch durch Computer- und Kernspintomographie gestellt. Eine Therapie ist nur operativ möglich. Beim Syndesmosenriss im Akutstadium wird hierbei das Wadenbein wieder in die richtige Stellung zum Schienenbein gebracht und durch eine oder zwei so genannte Stellschrauben gesichert. Bei der chronischen Instabilität müssen die Syndesmosenbänder durch andere Bänder/Sehnen ersetzt werden, man spricht hier von einer "Bandplastik". In beiden Fällen ist es extrem wichtig die richtige Stellung der beiden Knochen zueinander zu erreichen.
In unserer Klinik wird deswegen bei jedem Patienten und jeder Patientin schon während der Operation eine 3D-Röntgenuntersuchung ähnlich wie bei einer Computertomographie durchgeführt. Hiermit gelingt es zuverlässig die korrekte Einstellung zu erzielen. Danach darf das Bein für 8 Wochen nur teilweise belastet werden, in dieser Zeit sollen die Bänder heilen. Bevor das Bein wieder voll belastet wird, muss die Stellschraube entfernt werden. Dies geschieht ambulant in örtlicher Betäubung.
Bei der Osteochondrosis dissecans handelt es sich um eine Gelenkkrankheit, bei der es aufgrund einer Durchblutungsstörung des unter dem Knorpel liegenden Knochens zu einem Absterben des Knochens kommt. Die Osteochondrosis dissecans wird in 4 verschiedene Stadien eingeteilt, wobei es im Endstadium zu einem Herauslösen des Knochenstückes aus seinem Bett kommen kann (freier Gelenkkörper oder auch "Gelenkmaus").
Die Ursache der Osteochondrosis dissecans ist noch nicht endgültig geklärt, es mehren sich jedoch die Hinweise, dass wiederholte Impulsbelastungen wie zum Beispiel wiederholte Umknickereignisse am oberen Sprunggelenk zugrunde liegen könnten. Meist betroffen sind Knie-,Sprung- oder Ellbogengelenk und zwar überwiegend bei Jugendlichen und jüngeren Erwachsenen. Symptome können uncharakteristische Belastungsbeschwerden und bei vorliegen einer Gelenkmaus schmerzhafte Einklemmungserscheinungen sein. Oft liegen jedoch keinerlei Symptome vor und die Osteochondrosis dissecans wird zufällig im Rahmen einer Untersuchung aufgrund eines anderen Problems erkannt.
Die Diagnose wird in der Regel durch Röntgenaufnahmen und eine Kernspintomographie gesichert. Die Behandlung richtet sich nach dem Alter des Patienten und Patientin und dem Erkrankungsstadium. Je jünger die Person, umso besser die Prognose und die Möglichkeit der konservativen Therapie. Hierbei muss das betroffene Gelenk viele Wochen geschont und teilweise auch entlastet werden. Operativen Maßnahmen kommen nach Sicherung des Erkrankungsstadium durch eine Gelenkspiegelung die retrograde Anbohrung, die Knochenverpflanzung, das wiederbefestigen des gelösten Knochenstückes mit Schrauben oder Pins, die Knorpel-Knochen-Zylinder-Transplantation aus einem anderen Gelenk oder eine Knorpelzellverpflanzung bzw. eine Kombination aus diesen Verfahren zur Anwendung.
Wenn operiert werden muss, ist häufig eine retrograde Anbohrung möglich. Hier wird der tote Knochenbereich ohne Schädigung des Knorpels retrograd (von hinten) an- oder auch weggebohrt und der Kanal mit etwas Knochen vom Beckenkamm aufgefüllt. Das Entscheidende hierbei ist den betroffenen Bezirk exakt zu treffen. Deswegen führen wir diese Operation mit Hilfe neuster Technik, der dreidimensionalen Computernavigation durch. So gelingt die Anbohrung zuverlässig, wobei über einen sehr kleinen Schnitt von nur 2 bis 2,5 cm Länge schonend operiert werden kann.
Ist der Schaden an Knorpel und Knochen zu groß, so ist eine biologische Rekonstruktion nicht mehr sinnvoll. In diesen Situationen kann die Implantation einer sogenannten Kappenprothese sinnvoll sein. Dabei handelt es sich um ein nach CT für Sie maßgeschneidertes Implantat. das an Stelle des geschädigten Knorpels und Knochens implantiert wird. Für die Produktion des Implantats ist eine Computertomographie nach einem speziellen Protokoll erforderlich. Die Produktionszeit dieses individuellen Implantats benötigt 6-8 Wochen Vorlauf.