
Erfolgreiche Implantation eines Zwerchfellschrittmachers an der BG Unfallklinik Murnau
Seltene Operation ermöglicht 75jährigem Patienten die Rückkehr in das gewohnte Zuhause
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30.04.2025Aus der Taillengegend kommen vier hauchdünne Kabel aus dem Körper von Xaver E. Dem 75jährigen wurde ein Zwerchfellschrittmacher implantiert, der außerhalb des Körpers über ein kleines Gerät gesteuert werden kann. Der Schrittmacher sorgt dafür, dass der Rentner aus dem Raum Rosenheim wieder weitgehend selbständig atmen kann. Für ihn absolut keine Selbstverständlichkeit.
Xaver E. war als Kind an Polio, also Kinderlähmung erkrankt. Durch die Krankheit war seine Atemmuskulatur extrem belastet, dazu kam eine zunehmende inkomplette Querschnittlähmung durch einen Rückenmarkschaden, der eine Operation in seinem Heimatlandkreis notwendig machte. Die befürchtete Komplikation trat ein: die Atemmuskulatur war zu schwach, um anschließend selbständig zu arbeiten. Xaver E. war auf eine permanente Beatmung angewiesen. Mit der großen Hoffnung, den 75jährigen langsam vom Beatmungsgerät zu entwöhnen und ihm damit eine Zukunft in einer Beatmungs-WG zu ersparen, wurde der 75jährige an das Rückenmarkverletztenzentrum der BG Unfallklinik Murnau verlegt. Der behandelnde Arzt Marc Landscheid erinnert sich noch gut an die ersten, ernüchternden Befunde. „Das Ergebnis nach den ersten Untersuchungen war deutlich. Das Atemzugvolumen und die Atemmuskulatur waren viel zu schwach um wieder selbständig arbeiten zu können. Eine Entwöhnung vom Atemgerät wäre nicht möglich gewesen.“
Das Ärzteteam des Rückenmarkverletztenzentrums gab sich mit dieser Perspektive nicht zufrieden und entschloss sich für eine in Deutschland äußerst seltene, in diesem Fall aber erfolgsversprechende Implantation eines Zwerchfellschrittmachers. Landscheid: „Das Zwerchfell ist der größte Atemmuskel, den wir im Körper haben. Ziel muss also sein, diesen Muskel bei seiner Arbeit aktiv zu unterstützen. Hier kommt der Schrittmacher ins Spiel.“ Dafür werden zwei winzige Hakenelektroden auf jeder Seite so im Zwerchfell platziert, dass diese den Zwerchfellnerv stimulieren können. Ein verhältnismäßig kurzer Eingriff, der minimalinvasiv durchgeführt werden kann. „Die Kabel, die mit den Elektroden verbunden sind, werden durch die Bauchdecke geführt und dann – außerhalb des Körpers – über einen kleinen Stecker an den Schrittmacher angeschlossen.“ erklärt Marc Landscheid.
Das Ergebnis? Nach drei Wochen intensivem Atemtraining – mit Unterstützung des Schrittmachers - ist der Zwerchfellmuskel nun stark genug, um Xaver E. ohne Beatmungsgerät nach Hause zu entlassen. Die Implantation des Zwerchfellschrittmachers hat ihn vor einem Leben in einer Beatmungs-WG bewahrt.
Die BG Unfallklinik Murnau ist deutschlandweit führend in der Implantation von Zwerchfellschrittmachern. Dieser Eingriff kann zum Beispiel bei Querschnittpatienten mit Atemwegsstörungen oder bei Atemlähmung nach Nervenläsion vielversprechend sein.