Unterstützung durch Peers: Beratung bei schwerwiegenden Erkrankungs- und Verletzungsfolgen
Der Verlust eines Körperteils, eine Querschnittlähmung oder andere schwere Unfallverletzungen sind traumatische Ereignisse, die Patienten und Angehörige vor große Herausforderungen stellt. Ärzte, Pflegepersonal, Physiotherapeuten, Orthopädietechniker und Reha-Manager unterstützen und leisten ihr Bestes, um zu helfen. Aber alle Fragen zur neuen Lebenssituation können sie nicht beantworten. Dazu braucht es jemanden, der die Sorgen und Nöte kennt, weil er oder sie eine solche Situation selbst erlebt hat. Einen Peer!
Ein „Peer“ ist ein „Gleichgestellter“, „Counseling“ bedeutet „Beratung“. Peer Counseling meint die „Beratung durch Menschen, die in ihrem Leben ähnlichen Problemen ausgesetzt sind oder in der Vergangenheit waren wie die Ratsuchenden“.
Im Unfallkrankenhaus Berlin erhalten Patientinnen und Patienten nach schweren Unfallverletzungen wie Querschnittlähmung, Amputation oder Hörschädigungen die Möglichkeit, zusätzlich zu der regelhaften psychologischen oder psychotraumatologischen Betreuung, mit einem Peer, der seine Behinderung verarbeitet und angenommen hat, Kontakt aufzunehmen. Diese Gespräche sollen dem Patienten Mut machen, ihn unterstützen, mit der neuen Lebenssituation umzugehen und die Motivation sowie Eigeninitiative der Betroffenen stärken.
Durch dieses besondere Gespräch ergibt sich ein besserer Zugang zu den Betroffenen, so dass sie den ärztlichen, pflegerischen, psychologischen und therapeutischen Angeboten offener gegenübergestellt sind. Die Peer-Beratung kann nach ärztlicher Absprache im Behandlungskontext rasch eingebaut werden, wenn ein erstes Einwilligungsgespräch stattgefunden hat. Eine Einbindung von Familienangehörigen oder den Partnern kann im Rahmen wiederholter Gespräche ermöglicht werden.
Das Pilotprojekt der BG Kliniken soll ein optimiertes Angebot mit Beratung durch ein positives Vorbild darstellen. Hierbei kann auch eine geeignetere Steuerung des Heilverfahrens insbesondere nach Arbeits- und Wegeunfälle erwartet werden. In der Pilotphase werden Versorgungs- und Organisationsstrukturen erarbeitet und etabliert. Beispielhaft existiert für den Bereich Amputation die Initiative „Peers im Krankenhaus (PiK). PiK bietet Informationen und Schulungen für zukünftige Peers nach Amputationen, sowie für Ärzte, Pflegepersonal, Psychologen, Physiotherapeuten, Orthopädietechniker und alle anderen Interessierten. Fortbildungen für Peers können über die vorhandenen Strukturen der Initiative PiK, der Fördergemeinschaft für Querschnittgelähmte (FGQ e.V.) und andere Organisationen angeboten werden.
Das Pilotprojekt Peer Counseling an den Standorten der BG Kliniken Halle, Ludwigshafen und Berlin soll eine modellhafte Installation zum generellen Ausbau des Peer-Verfahrens ermöglichen. Dieses entspricht den Vorstellungen des Peer-Verfahrens der DGUV.
Für weitere Informationen und Peer-Vermittlung wenden Sie sich bitte an das UVT-Servicezentrum oder pik[at]ukb.de.