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Tuberkulose-Impfungen gegen SARS-CoV-2

Auch allgemeine immunstimulierende Maßnahmen werden zur Vermeidung einer SARS-CoV-2-Infektion in Betracht gezogen. Ein wissenschaftlich begründeter Ansatz beruht auf einem 100 Jahre alten Prinzip, das seine ursprüngliche Zielstellung ebenfalls verfehlt hat: die Impfung gegen Tuberkulose.

Hierfür wurde über viele Jahrzehnte ein stark abgeschwächtes, dem Tuberkulose-Erreger (Mycobacterium tuberculosis) sehr ähnliches Bakterium, das sog. Bacille Calmette-Guérin (BCG), unter die Haut gespritzt. Ein Blick in Ihren Impfpass verrät Ihnen vielleicht, ob Sie selber noch zur Generation der BCG-Geimpften gehören – die Impfung wird seit 1998 durch die Ständige Impf­kommission (STIKO) am Robert-Koch-Institut aufgrund ihrer unzureichenden Wirksamkeit und der rückläufigen Tuberkulose-Zahlen in den Industrie­nationen nicht mehr empfohlen. In einer Zusammen­stellung von 14 zwischen 1933 und 2002 (vorwiegend in Ländern mit geringem Brutto­sozial­produkt) durchgeführten Studien zeigte sich als Begleiteffekt eine um 30 bis 50% niedrigere allgemeine Sterblichkeit geimpfter im Vergleich zu nicht geimpften Kindern. Experimentell konnte gezeigt werden, dass die BCG-Impfung zu einer Art „Training des Immun­systems“, der Neu­programmierung einer wichtigen Gattung weißer Blutkörperchen (Monozyten) und der Ausschüttung eines anderen Interleukins (IL-1beta) führen, welche die Abwehr gegen verschiedene Viren stärkt.

Fazit

Die verfügbaren Informationen sind zumindest so viel­versprechend, dass in den Niederlanden in diesen Tagen eine Studie mit 1000 Beschäftigten im Gesundheitswesen startet, die entweder den BCG- oder Scheinimpfstoff (Placebo) als Prophylaxe vor SARS-CoV-2-Infektionen erhalten. Das Max-Planck-Institut für Infektions­biologie bereitet derzeit eine ähnliche Studie in Deutschland mit dem aus BCG weiterentwickelten Teststoff VPM1002 vor, der ebenfalls Klinikpersonal, aber auch älteren Patienten mit erhöhtem Risiko für Lungen­komplikationen verabreicht werden soll.

(Stand: 31.03.2020)