Logopädin Franziska Thüne

„Hallo Mama”: Alles für den Weg zurück ins Leben

Im BG Klinikum Hamburg beginnt logopädische Therapie bereits in der Akutphase auf der Intensivstation. Ein entscheidender Faktor für sichere Diagnostik, wirksame Therapieplanung und eine erfolgreiche Rehabilitation.

Es ist einer dieser Momente, die man nicht vergisst: Eine junge Frau, Monate zuvor von einem PKW erfasst und mit schwerem Schädel-Hirn-Trauma hierher verlegt, flüstert einen Gruß. „Hallo Mama“, sagt sie leise, aber deutlich genug, dass ihre Mutter am anderen Ende der Videoleitung es hört.

Logopädin Franziska Thüne steht daneben, hält das Smartphone in der Hand und weiß: Genau für solche Augenblicke arbeitet sie seit sechs Jahren im BG Klinikum Hamburg. 

Logopädie ab dem ersten Tag

Dass ihr die Arbeit mit Schwerstbetroffenen liegt, erkannte Franziska Thüne bereits in ihrem ersten Job nach der Ausbildung: „Die Praxis hatte eine Kooperation mit einer Klinik. Da habe ich schnell gemerkt: Das willst du machen.“ Mit der Stellenzusage im BG Klinikum Hamburg erfüllte sich für die heute 32-Jährige ein großer Wunsch: „Das BG Klinikum hat in Hamburg den besten Ruf in Therapie, ich erhalte Einblicke in sehr viele unterschiedliche Bereiche.“ 

Logopädie beginnt in den BG Kliniken bereits in der Akutphase. Nicht erst beim Sprachtraining im Sitzen, sondern am Bett, oft noch, während die Patientinnen und Patienten intensivmedizinisch versorgt werden. „Ich bin als Logopädin von Tag eins an dabei, begleite die Aufnahme und berichte dem Team und den Ärzten, wie weit ein Patient ist “.

Franziska Thüne an ihrem Arbeitsplatz im BG Klinikum Hamburg
„So können wir die Therapie immer wieder individuell planen“.
Franziska Thüne

Logopädin

Gerade bei Schlaganfall­patientinnen und -patienten oder Menschen mit schweren Verletzungen entscheidet diese frühe Unterstützung oft darüber, wie schnell Fortschritte erreicht werden. Im Mittelpunkt steht dabei häufig das Tracheal­kanülen­management. 

Damit im BG Klinikum Hamburg alle Logopädinnen und Logopäden auf diesem hochsensiblen Gebiet sicher arbeiten, haben sie im vergangenen Jahr eine umfangreiche Schulung im Tracheal­kanülen­management absolviert und ein Zertifikat erhalten. Ein wichtiger Baustein für die Qualität: „So wissen wir alle, wie wir in kritischen Situationen handeln müssen. Das gibt nicht nur uns, sondern letztlich auch den Patienten Sicherheit“, sagt Thüne.

Im weiteren Verlauf der Rehabilitation betreut Franziska Thüne Menschen mit Schluckstörungen, Sprachstörungen, Stimm­störungen oder Fazialis­paresen, die bei neuro­logischen Rehabilitanden etwa nach einem Schlaganfall oder Schädel-Hirn-Trauma häufig auftreten. „Besonders bei Schluck­störungen ist die frühzeitige logopädische Therapie entscheidend, denn sie können zu Mangel­ernährung bis hin zu Lungen­entzündung führen.“

Ein bewegender Moment: „Hallo Mama“

Der Moment, in dem die junge Patientin nach monatelanger Stille ihre ersten Worte spricht, ist Thüne noch heute präsent. Die Frau war von einem Auto erfasst worden, erlitt ein schweres Schädel-Hirn-Trauma und wurde nach der Akutversorgung aus der Klinik in einer anderen Stadt in das BG Klinikum Hamburg verlegt. Als sie dort ankam, war völlig unklar, ob sie jemals wieder sprechen, essen oder ein eigenständiges Leben würde führen können.

Franziska Thüne begleitete die junge Frau vom ersten Moment an, von der Frühreha über die vielen kleinen Zwischenschritte bis hin zu den großen Meilensteinen. Sie empfahl im Verlauf eine pharyngeale Elektrostimulation, da die Patientin unter schweren Schluck- und Sensibilitätsstörungen litt.

Bei dieser Therapie wird eine feine Elektrode über eine Sonde in den Rachenbereich gelegt. Gezielte feine Stromimpulse stimulieren die Nervenbahnen, die wiederum den Schluckreflex aktivieren. Zwei komplette Zyklen mit jeweils drei Anwendungen erhielt die Patientin, und schon bald zeigten sich messbare Fortschritte.

Das Besondere: War sie vorher kaum kontaktierbar, zeigte die Frau schon nach kurzer Zeit Sprechversuche an. Franziska Thüne entblockte eines Tages die Trachealkanüle und setzte einen Sprechaufsatz auf. Dann griff sie kurzentschlossen zu ihrem Smartphone, rief per Videotelefon die Mutter der Patientin an. Als die Frau „Hallo Mama“ flüsterte, waren alle im Raum zutiefst bewegt. „Das war einer dieser Momente, in denen wir alle spüren, warum wir unsere Arbeit machen“, erzählt die Logopädin.

Heute, viele Monate später, ist aus den ersten Worten eine volle Genesung geworden. Die ehemalige Patientin hat ihr Studium wieder aufgenommen und führt ein selbstständiges Leben. Sinnbild für das, was im BG Klinikum Hamburg möglich ist: „Hier wird wirklich alles getan, damit Menschen zurück ins Leben und, wenn es geht, auch in ihren Beruf finden“, sagt Thüne.

„Man erfährt Wertschätzung“

Auch in der engen Zusammenarbeit mit den Ärztinnen und Ärzten und Pflegekräften sieht Thüne einen entscheidenden Vorteil ihres Arbeitsplatzes. „Wir arbeiten hier auf Augenhöhe. Unsere Einschätzungen werden erst genommen, und die Ärzte fragen regelmäßig aktiv nach. Das zeigt, welchen Stellenwert unsere Arbeit hat.“

Gerade durch den interdisziplinären Ansatz in der Rehabilitation therapieren Logopädinnen und Logopäden viele verschiedene Störungsbilder, Fortbildung und fachliche Entwicklung haben einen hohen Stellenwert.

Rückenwind vom Team

Parallel zu ihrer Stelle absolvierte Franziska Thüne in den letzten drei Jahren ein berufsbegleitendes Bachelorstudium Logopädie. Im letzten Studienjahr durfte sie ihre Wochenarbeitszeit auf vier Tage reduzieren. „Mein Team hat mich da wirklich unterstützt“, sagt sie.

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Neun Logopädinnen und Logopäden arbeiten aktuell im BG Klinikum Hamburg, vertreten sich auch mal gegenseitig, wenn ein wichtiger Termin außerhalb des Klinikums ansteht. „Wir arbeiten alle motiviert und auch gern, das merkt man nicht zuletzt an den guten Absprachen untereinander. Auch die Bereitschaft, einzuspringen und Termine unkompliziert aufzufangen, wenn man selbst Kapazitäten hat, ist groß.“

Hohe Standards, stetige Weiterbildung

In ihrer Bachelorarbeit verglich Thüne die Standards der Dysphasie-Diagnostik in der Praxis mit aktuellen Leitlinien und stellte fest, dass die Logopädie im BG Klinikum Hamburg bereits sehr modern und evidenzbasiert arbeitet.

Auch für die Zukunft ist sie bestens aufgestellt: Im Herbst absolviert sie die Weiterbildung in FEES, der flexiblen endoskopischen Evaluation des Schluckens. Dabei wird mit einem dünnen Endoskop das Schlucken direkt beobachtet, was viel präziser ist als klinische Tests. Unter anderem lassen sich durch die Ergebnisse der FEES Therapiefortschritte unmittelbar messen. Eine wichtige Ergänzung, gerade für das Management von Schluckstörungen.

Bereits zwei Kolleginnen aus ihrer Abteilung haben die Weiterbildung absolviert. Geplant ist, dass alle Logopädinnen und Logopäden der BG Klinik Hamburg dieses Verfahren eigenständig durchführen können. „Ich freue mich darauf, noch gezielter arbeiten zu können. Von der genauen Diagnostik profitieren vor allem unsere Patienten.“ 

Mehr als Therapie – ein Weg zurück ins Leben

Das Ziel der Arbeit in den BG Kliniken ist klar: Menschen so vollständig und schnell wie möglich zurück in ihren Alltag und Beruf zu bringen. Dafür werden alle geeigneten Mittel ausgeschöpft, von hochmoderner Diagnostik über spezialisierte Therapien bis hin zu intensiver Zusammenarbeit im Team.

Franziska Thüne lächelt. „Hier wird alles dafür getan, dass die Menschen wieder zurück ins Leben finden. Das spürt man jeden Tag.“ Gerade die enge Verzahnung von Akutmedizin und Rehabilitation mache den entscheidenden Unterschied. „Allein die Tatsache, dass die Logopädie hier bereits auf Intensiv beginnt, unterstreicht den hohen Anspruch, der hier gelebt wird.“

  1. Die logopädische Therapeutin Franziska Thüne

    Franziska Thüne arbeitet seit sechs Jahren als Logopädin im BG Klinikum Hamburg.

  2. Franziska Thüne bei der Arbeit mit einem Patienten
  3. Franziska Thüne an ihrem Arbeitsplatz