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Heterologe Impfung mit Vaxzevria und einem mRNA-Impfstoff

Personen unter 60 Jahren, welche eine Erstimpfung mit dem Vektor-Impfstoff Vaxzevria (ChAdOx1-nCoV19) von AstraZeneca erhielten, wird die zweite oder Boosterimpfung mit einem mRNA-Impfstoff empfohlen. Bislang sind nur wenige Daten zur Wirksamkeit und Sicherheit dieser sogenannten heterologen Impfung („mix and match“) verfügbar. 

Wir hatten in vorherigen Newslettern das seltene VITT / VIPIT Syndrom (impfstoffinduzierte Thrombozytopenie / Vakzine-induzierte prothrombotische Immunthrombozytopenie) im Zusammenhang mit den Vektor-Impfstoffen von AstraZeneca und Johnson & Johnson erläutert, welches vorwiegend bei Frauen unter 60 Jahren beobachtet wurde (dies gilt potenziell auch für die russische Sputnik-V-Vektorvakzine und sollte bei einer etwaigen Zulassung in Europa berücksichtigt werden). 

Aus den o.g. Beobachtungen wurde die Empfehlung abgeleitet, die Zweitimpfung in der jüngeren Altersgruppe, insbesondere bei jüngeren Frauen, bevorzugt mit einer mRNA-Vakzine durchzuführen, welche nach derzeitigem Kenntnisstand nicht mit einem erhöhten Thromboserisiko vergesellschaftet ist. Die in Großbritannien noch rekrutierenden, randomisierten Comparing COVID-19 Vaccine Schedule Combinations (ComCov 1 und 2) Studien (The University of Oxford - COM-COV) werden sicher die belastbarste Evidenz zur Wirksamkeit und Sicherheit der Kombination verschiedener Impfstoffprinzipien liefern.

Die Arbeitsgruppe um Prof. Christian Drosten legte kürzlich Beobachtungsdaten über die Immunogenität und das Spektrum unerwünschter Ereignisse einer homologen und heterologen Impfung bei 340 medizinischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Charité Universitätsmedizin im Alter von 28 bis 51 Jahren vor. Das Intervall zwischen Vektor- und mRNA-Impfung betrug 70 bis 73 Tage. 

Die Ergebnisse sind bisher erst auf einem PrePrint-Server verfügbar (medRxiv) und bedürfen noch einer unabhängigen wissenschaftlichen Begutachtung (Peer Review), erschienen uns aber wichtig, um sie hier vorzustellen, zumal zahlreiche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter betroffen sein dürften.

Die Immunreaktivität war nach der Erstimpfung mit ChAdOx1-nCov19 (AstraZeneca) geringer als nach der ersten Dosis BNT162b2 (Biontech / Pfizer), drei Wochen nach der zweiten Dosis zwischen homologer und heterologer Impfung aber identisch (Abbildung 1 und 2).
 

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    Abb.1

    Anteil homolog und heterolog Geimpfter mit Nachweis von Anti-Spike-Protein IgG und neutralisierenden Antikörpern nach Erst- und Zweitimpfung (medRxiv).

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    Abb. 2

    Konzentration von Anti-Spike-Protein IgG nach homologer und heterologer Erst- und Zweitimpfung. S/Co = Signal to cut-off ratio. IQR = Interquartilspanne (medRxiv).

Systemische unerwünschte Wirkungen traten in der Gruppe heterolog Geimpfter deutlich häufiger auf - sehr wahrscheinlich bedingt durch die bekannte ausgeprägtere Impfreaktion auf die Erstgabe der Vektor-Vakzine (Abbildung 3).

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Abb. 3

Risikodifferenz unerwünschter Ereignisse zwischen heterologer und homologer Impfung gegen COVID-19 (medRxiv).

Fazit

Die mRNA-Boosterimpfung von erstmalig mittels einer Vektor-DNA-Vakzine geimpften Personen unter 60 Jahren scheint sicher und stark immunogen zu sein. Gesicherte Daten zur Vakzine-Effektivität stehen noch aus und müssen international zusammengeführt werden.

Stand: 14.06.2021