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Primärprävention mit monoklonalen Antikörpern

Personen, die Kontraindikationen für eine Impfung aufweisen oder z.B. aufgrund einer Immunschwäche keine ausreichenden Antikörper bilden können, benötigen eine alternative Form der Primärprävention. Monoklonale Antikörper könnten hierfür eine Lösung bieten.

Impfungen haben sich weltweit als effektive Primärprävention zur Eindämmung der COVID-19-Pandemie erwiesen. Bestimmte Personengruppen (z.B. Immunsupprimierte) können sich jedoch als sogenannte Non-Responder erweisen, also keine ausreichenden Antikörper-Titer nach einer Impfung aufbauen, oder aber Kontraindikationen gegen eine Impfung mit den derzeit zugelassenen Vakzinen aufweisen.

In diesem Fall könnten monoklonale Antikörper als primär-präventive Maßnahme eingesetzt werden. Die Kombination von Tixagevimab und Cilgavimab (AZD7442) erwies sich in frühen klinischen Testungen als effektiv zur Vermeidung einer COVID-19-Erkrankung. Hier sollen die Ergebnisse der randomisierten, multizentrischen, doppelt-verblindeten, placebokontrollierten PROVENT-Studie des Herstellers (AstraZeneca) in Kooperation mit US-amerikanischen Behörden dargestellt werden. Diese wurde an 87 Zentren in Belgien, Frankreich, Großbritannien, Spanien und der USA durchgeführt (The New England Journal of Medicine).

Zwischen November 2020 und März 2021 wurden in einem 2 : 1 Verhältnis per Zufall 3.460 Probandinnen und Probanden der AZD7442 (einmalige Gabe von 300 mg mittels intramuskulärer Injektion von 2 x 1,5 ml jeder Antikörper-Lösung) und 1.737 der Placebo-Gruppe (2 x 1,5 ml Kochsalz-Lösung) zugeteilt. 

Das mittlere Alter betrug 54 (SD 15) Jahre, die Geschlechterverteilung war annähernd paritätisch. Nach Expertenurteil der Prüfärztinnen und -ärzte boten jeweils drei Viertel der Teilnehmenden ein erhöhtes Risiko für eine unzureichende Antikörper-Bildung durch eine Impfung sowie wenigstens einen Risikofaktor für einen schweren COVID-19-Verlauf (z.B. Fettleibigkeit, Bluthochdruck, Nikotinabusus, Diabetes mellitus).

Die Hälfte aller Teilnehmenden war einem erhöhten Risiko für eine COVID-19-Infektion ausgesetzt (u.a. medizinisches Fachpersonal, Angehörige der Streitkräfte, Beschäftigte in der fleischverarbeitenden Industrie).

Der primäre Wirksamkeitsendpunkt war eine mittels PCR bewiesene, symptomatische COVID-19-Infektion innerhalb von 183 Tagen nach Gabe von AZD7442 oder Placebo.
Es wurden insgesamt 54 / 5.172 (1,04 %) krankheitsdefinierende Ereignisse (einschließlich undefinierter und Todesfälle) beobachtet. In die konfirmatorischen Analysen flossen 25 bzw. 42 Ereignisse ein. Die Kombination von Tixagevimab und Cilgavimab reduzierte das relative Risiko für eine COVID-19-Infektion im Vergleich zu Placebo um 76 bzw. 82 % (Abbildungen 1 und 2).
 

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    Abb. 1

    Relative Risiken für eine COVID-19-Infektion unter AZD7442 und Placebo (nachberechnet nach The New England Journal of Medicine).

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    Abb. 2

    Inzidenzraten einer COVID-19-Infektion unter AZD7442 und Placebo (nachberechnet nach The New England Journal of Medicine).

Es wurden 73 schwere unerwünschte Arzneimittelwirkungen beobachtet (50 / 3.561 [1,4 %] in der AZD7442- und 23 / 1.736 [1,3 %] in der Placebo-Gruppe). Es traten 9 / 3.441 (0,26 %) Todesfälle in der AZD7442- und 7 / 1.731 (0,40 %) in der Placebo-Gruppe auf (RR 0,65, 95 % KI 0,24 – 1,73). Kein Todesfall war kausal mit der verabreichten Behandlung vergesellschaftet.

Die Serumkonzentration der rekombinanten Antikörper entsprach sechs Monate nach Applikation noch einer 16- bis 22-fachen Neutralisationskapazität von Rekonvaleszentenplasma.

Fazit

Bei Personen mit Kontraindikationen für eine Impfung oder einer hohen Wahrscheinlichkeit für ein Nichtansprechen auf eine Impfung, welche gleichzeitig ein hohes Risiko für eine COVID-19-Exposition und einen schweren Verlauf aufweisen, könnte die intramuskuläre Gabe der monoklonalen Antikörper Tixagevimab und Cilgavimab ein wichtiges Element der Primärprävention darstellen und über wenigstens sechs Monate vor einer COVID-19-Infektion schützen.

Stand: 20.06.2022