Anne Patzwald im Einsatz für die deutsche Damen-Nationalmannschaft bei der Rollstuhlbasketball-WM 2023 in Dubai. 

Rollstuhlbasketball-WM in Dubai: willkommen zurück, „Team Boberg“!

Rückblick auf die Rollstuhlbasketball-WM 2023 in Dubai: Nationalspielerin Anne Patzwald, die als Therapeutin in der Ergotherapie des BGKH arbeitet, im Gespräch zum Turnierverlauf, Chancen auf eine Paralympics-Teilnahme und die weiteren sportlichen Aktivitäten in diesem Jahr.

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03.07.2023 BG Kliniken

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Christiane Keppeler

Leiterin Unternehmens­kommunikation und Marketing
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Die Rollstuhlbasketball-WM in Dubai ist vorbei, auch unsere Kolleginnen und Kollegen aus dem BGKH, die als aktive Sportlerinnen und medizinisch-therapeutisches Team der Nationalmannschaften um den Weltmeistertitel gekämpft haben, sind mittlerweile wieder zurück in Hamburg und im BGKH angekommen. Die deutschen Damen erreichten im Turnier das Halbfinale und sicherten Europa damit einen zweiten Quotenplatz für die Paralympics 2024.
 

BGKH: Herzlichen Glückwunsch, Anne! Ihr gehört nach der WM in Dubai zu den Top-Vier-Mannschaften der Welt im Rollstuhlbasketball, euer vorab erklärtes Turnierziel „Halbfinalteilnahme“ habt ihr erreicht. Überwiegt die Freude darüber, dass ihr damit Europa einen zusätzlichen Turnierslot für die Paralympics gesichert habt oder der Ärger über den verpassten Einzug in Finale?

AP: Vielen Dank für die Glückwünsche, aber so richtig glücklich bin ich mit dem Ausgang nicht, da spreche ich sicher auch im Namen von Maya (Lindholm) und Mareike (Miller). Wir haben eine richtig gute Gruppenphase gespielt - da wäre sicherlich noch mehr drin gewesen. Dass wir am Ende nun doch ohne Medaille nach Hause kommen, ist schon bitter.

BGKH: Woran hat es gelegen? In der Vorrunde seid ihr sehr selbstbewusst aufgetreten und habt auch vermeintlich stärkere Teams, wie z.B. die USA, geschlagen. Habt ihr das Team aus China im Halbfinale unterschätzt?

AP: Absolut nicht, die Chinesinnen sind super-stark, und auch in diesem Spiel haben wir gut mitgehalten und sehr gut verteidigt – am Ende haben wir dennoch mit vier Punkten Rückstand verloren. Der Korb war an diesem Tag einfach wie vernagelt und wir haben die entscheidenden Treffer nicht gemacht. Im Spiel um Bronze ging es dann nochmal gegen die USA, die inzwischen gelernt hatten, dass wir ernstzunehmende Gegnerinnen sind. An dem Tag waren die Amerikanerinnen einfach besser.

BGKH: Ihr könnt dennoch zurecht stolz auf Eure Leistungen sein – durch Eure Platzierung bei der WM gibt es bei der bereits sehr nahen Europameisterschaft in Rotterdam (8.-20. August 2023) die Möglichkeit, eines der beiden direkten Paralympics-Tickets für Paris 2024 zu lösen. Wie lautet das Ziel?

AP: Wir wollen mindestens Silber in Rotterdam holen und die Direkt-Fahrkarte nach Paris bekommen, auch wenn das keine leichte Aufgabe wird: die Niederländerinnen haben gerade ihren WM-Titel verteidigt, und auch die Teams aus Spanien und Großbritannien werden in Rotterdam verstärkt auftreten. Wir müssen hingegen auf Kate, eine unserer Leistungsträgerinnen verzichten (Katharina Lang, Anm. d. Red.), die aufgrund internationaler Klassifizierungsrichtlinien in Dubai leider ihr letztes Turnier gespielt hat. Das wird nicht leicht zu kompensieren sein.

BGKH: Also ein unfreiwilliges Karriereende?

AP: So kann man es nennen, ja. Die Regularien zur Teilnahme wurden vom Internationalen Paralympischen Komitee überarbeitet, alle Spielerinnen und Spieler weltweit wurden nochmal neu im Hinblick auf „Spielberechtigung“ untersucht. Kate wurde dabei als nicht mehr klassifizierbar eingestuft: ihre körperlichen Einschränkungen sind nach den neuen Kategorien nicht groß genug, um für den Parasport zugelassen zu werden.

BGKH: Kannst Du diese Entscheidung nachvollziehen?

AP: Nicht wirklich, auf nationaler Ebene ist ihre Teilnahme ja auch kein Problem. Kate kann zwar laufen, aber Leistungssport im Stehen wäre für sie aufgrund einer Beinverletzung trotzdem nicht möglich. Im Rollstuhlbasketball sitzen wir alle im Rollstuhl, das macht ja auch den inklusiven Charakter des Sports aus. Für uns als Team ist das aus sportlicher wie aus menschlicher Sicht ein herber Verlust.

BGKH: Wie sieht Euer weiteres Programm bis zur Europameisterschaft in Rotterdam aus?

AP: Wir haben nun noch knapp sechs Wochen Zeit, um uns auf die EM ohne Kate vorzubereiten und müssen unsere Spielsysteme entsprechend umstellen. Wir haben im Juli noch zwei Trainingswochen in Trier, außerdem stehen auch noch einige Testspiele gegen andere europäische Teams an den Wochenenden an.

BGKH: Viel Zeit zum Durchatmen bleibt da nicht… Wir wünschen Euch eine gute EM-Vorbereitung, viel Erfolg für das Turnier und freuen uns sehr, dass ihr den paralympischen Spitzensport auch in unserem Haus (mit-)erlebbar macht!
 

Das Gespräch führte Malte Wittmershaus / Unternehmenskommunikation BGKH