Ein Leben wie vor dem Unfall – mit einer individuellen Exoprothese

Die Amputation von Gliedmaßen ist für jeden Betroffenen eine traumatische Erfahrung – und zugleich eine große Heraus­forderung. Hier setzt die Prothesen­versorgung und Rehabilitation der BG Unfallklinik Frankfurt am Main an.

Es war Winter, als Claudia Stiefel (46 Jahre) ihr rechtes Bein bei einem Unfall verlor. Sie war gerade dabei, ihren Koffer­raum zu entladen, als plötzlich ein Auto, das zu schnell auf der glatten Fahrbahn fuhr, unkontrolliert ins Rutschen kam und sie an ihr Fahrzeug quetschte, einige Meter auf der Motor­haube mitnahm und schließlich auf die Straße schleuderte. Ihre Rettung erfolgte zügig, doch beim Eintreffen des Rettungs­wagens in der BG Unfallklinik war bereits klar: Ihr Bein war nicht mehr zu retten, es musste amputiert werden. 

„Für mich war – trotz der folgenden mehrfachen Operationen – von Anfang an klar, dass ich ein Leben wie vor dem Unfall führen möchte, ohne große Einschränkungen,“ sagt Stiefel. „Ich wollte laufen wie bisher, denn ein optimales Laufbild, sagte man mir, würde darüber hinaus das Risiko von Folge­erkrankungen minimieren.“ Dank ihres starken Willens, mit ihrer enormen Selbst­disziplin und einer optimal angepassten Prothese konnte Claudia Stiefel dieses Ziel tatsächlich erreichen.

Dr. Sebastian Benner
„Die Versorgungs­qualität für amputierte Patienten hat sich durch die Exoprothesen­sprechstunde stark verbessert.“
Dr. med.Sebastian Benner

Leitender Oberarzt BG Servicezentrum

Stationäre Rehabilitation und Exprothesen-Sprechstunde für BG-Patienten

Dies hat sie auch einer optimalen und individuell angepassten Exoprothesen­versorgung zu verdanken, der im Rahmen der Behandlung und Rehabilitation der Gesetzlichen Unfall­versicherung eine besondere Bedeutung zukommt. Hierbei geht die stationäre Akut­behandlung fließend in die Rehabilitation über. In diesem Rahmen ist eine oft notwendige schmerz­therapeutische Behandlung ebenso möglich, wie eine begleitende psychologische Betreuung. Sobald die sogenannte Interims­prothese angepasst wurde, findet durch einen spezialisierten Therapeuten mehrfach täglich eine auf den Amputierten abgestimmte Gehschule statt.

Im Anschluss an die stationäre Behandlung besuchte Claudia Stiefel die innerhalb des BG Kompetenz­zentrums angebotene Exo­prothesen­sprech­stunde der BG Unfallklinik Frankfurt am Main. Hier werden die Patienten von einem inter­disziplinären Team aus erfahrenem Oberarzt sowie einem Orthopädie­techniker des angegliederten Sanitäts­hauses behandelt. Bei Bedarf können auch speziell geschulte Physio­therapeuten oder Schmerz­therapeuten hinzu­gezogen werden. So kann eine qualitativ hochwertige Beratung mit rascher Umsetzung der notwendigen orthopädischen Versorgung nach traumatischer Amputation sichergestellt werden. Die Betreuung wird auch nach der Entlassung fortgesetzt: In Kooperation mit dem Rehazentrum MAIN.BG MED werden Amputierte durch spezialisierte Therapeuten auch ambulant weiter betreut.

Die Nähe der Klinik zur orthopädischen Werkstatt ist wichtig 

Durch die Verzahnung von Klinik und Orthopädie­­werkstatt sind zügige Abläufe ohne große Wartezeit für den Patienten möglich. Zudem können Stumpf­probleme schnell behandelt werden. „Es hat sich gezeigt, dass sich die Qualität der Versorgung von amputierten Patienten durch die Exoprothesen­sprechstunde in den letzten Jahren stark verbessert hat“, resümiert Dr. med. Sebastian Benner, Leiter der Sprechstunde und leitender Oberarzt. Eine inter­disziplinäre Behandlung des Patienten ist wichtig. Dabei spielt neben dem Gesundheits-­ und psychischen Zustand auch eine Rolle, wo und wie der Patient wohnt und welchen Beruf er ausübt. „Hier wurde ganz individuell auf mich, meine Hobbys und meine Lebens­wirklichkeit eingegangen,“ bestätigt Stiefel. 

Peer Counseling

Darüber hinaus bietet das in der BG Unfallklinik angebotene Peer Counseling Betroffenen u. a. die Möglichkeit, sich mit bereits Amputierten auszutauschen und sich mit ihren Sorgen und Nöten besser auseinander­zusetzen. „So kann man bei den vielen Fragen, die sich einem als Prothesenträger­neuling tagtäglich stellen, von dem großen Erfahrungs­schatz langjähriger Prothesen­träger profitieren,“ sagt Claudia Stiefel. Mittlerweile gibt sie selbst ihre Erfahrungen im Rahmen des Peer Counselings weiter. 

Großer Fortschritt in der Orthopädie­technik

Mit den heute zur Verfügung stehenden technischen Möglichkeiten gelingt es immer besser, den Verlust der Extremität zu kompensieren. Neben der exzellenten Versorgung der unteren Extremitäten, gelingt es mittlerweile immer besser auch den Verlust einer Hand oder eines Armes exoprothetisch zu versorgen. Im Falle von Claudia Stiefel ermöglicht ein mikro­prozessor­gesteuertes Kniegelenk komplexe Bewegungen. Selbst das Rennen oder Schwimmen ist mit ihrer Prothese möglich. Für sportliche Aktivitäten nutzt sie eine Sportprothese. Nach einer erfolgreichen Rehabilitation ist sie auch wieder in ihrem alten Beruf tätig.

„Für mich war es wichtig, immer am Ball zu bleiben und nie aufzugeben“, so Stiefel. Heute trainiert die Juristin zudem mit ihrer speziellen Sport-Laufprothese. Sie war im Ruderteam der deutschen Para-Mannschaft, hat angefangen Tennis zu spielen, engagiert sich für Prothesen­träger und steht wieder voll im Leben. Darüber freut sie sich selbst am allermeisten: „Ich bin glücklich, dass sich mein Wunsch voll erfüllt hat!“

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