Die Nacht am OP–Mikroskop verbracht

Die Silvesternacht mit Feuerwerks- und Knallkörpern bringt häufig komplexe Verletzungsmuster für die mikrochirurgischen Dienstteams des Replantationszentrums mit sich.

Infos zur Pressemitteilung

11.12.2023 BG Unfallklinik Frankfurt am Main

Pressekontakt

Rita Krötz

Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
069 475-1534 E-Mail

Durch selbstgemachte oder illegal importierte Feuerwerks- und Knallkörper, unsachgemäßes Anzünden und Leichtsinn endet der Jahreswechsel für einige Menschen in der Notaufnahme: Vor allem im Bereich der Hände, des Brustkorbs und des Gesichts kommt es in der Silvesternacht durch die Nähe beim Hantieren zu zahlreichen Verbrennungen und Verletzungen durch sogenannte „Böller“. Prof. Dr. Christoph Hirche, Chefarzt der Plastischen, Hand- und Rekonstruktiven Mikrochirurgie an der BG Unfallklinik Frankfurt warnt: „Besonders unter Alkoholeinfluss und bei Verwendung von veralteten, selbst gebauten oder nicht-geprüften Feuerwerkskörpern entstehen schwerste Verletzungen, welche sofort behandelt werden müssen. Oft sind die Verletzungen so schwer, dass die Betroffenen trotz schneller ärztlicher Hilfe und erfolgreicher rekonstruktiver Eingriffe irreversible Schäden davontragen oder eine Wiederherstellung nicht mehr ganz möglich ist.“

Bei einem Unfall direkt zum/zur Experten/in

Die schweren Weichteil- und Handverletzungen sowie Verbrennungen nach „Böllern“ sollten von einem Expertenteam untersucht und behandelt werden; dies sind in der Regel Plastische Chirurgen/Chirurginnen mit besonderer Expertise in der Mikrochirurgie und Handchirurgie.
Gerade Handverletzungen durch Böller und Feuerwerk können die Funktion der Hände, soziale Teilhabe und Lebensqualität dauerhaft einschränken. Neben Verbrennungen und offenen Wunden bis hin zu Amputationen, sind dies vor allem durch den Explosionsdruck der Feuerwerkskörper ausgelöste Gewebeschäden. Das tückische daran ist, dass im ersten Moment das Ausmaß der Verletzung nicht sichtbar ist oder durch die Kälte und Alkoholeinfluss verkannt werden.
Durch die Druckwelle der Explosion kann es zu Verletzungen der feinen Gewebestrukturen inklusive Nerven und Gefäßen in den Händen gekommen sein. Die Durchblutung der körperfernen Areale kann dadurch gefährdet sein. Wenn diese Verletzung jedoch nicht behandelt wird, können die Finger irreparabel geschädigt werden.

Doch wie handeln die Betroffenen richtig, falls es zu so einer Verletzung kommt, dazu noch einmal Prof. Hirche. „Bei kleinflächigen, lokalen Verbrennungen, die die Größe der Handfläche des Betroffenen nicht überschreiten, kann kurze Zeit mit Leitungswasser gekühlt werden und steril verbunden werden. Größere Verbrennungen sollten jedoch nicht gekühlt werden, da die Patientinnen und Patienten drohen, auszukühlen. Verbrennungen sollten stets von Spezialisten versorgt werden, wie an der BG Unfallklinik. Gleiches gilt auch für schwere Weichteil oder-Handverletzungen mit Nerven und Gefäßverletzung.

Dabei müssen größere Wunden sofort steril abgedeckt werden und bei hohem Blutverlust muss schnell ein Notarzt gerufen werden. Falls Finger oder Fingerteile abgerissen wurden, versuchen Sie, diese zu bergen und mit in die Klinik zu geben. Dabei sollte der abgerissene Finger möglichst keimfrei und sauber und kühl – aber nicht auf Eis -  gehalten werden.  Dann gibt es eine Chance, den Finger zu retten. Spezielle Handtrauma- und Replantationszentren, wie wir es an der BG Unfallklinik Frankfurt sind, sind darauf eingestellt, Notfälle zu jeder Zeit schnell, 24 Stunden an sieben Tagen, versorgen zu können. Gerade an Silvester sind wir darauf vorbereitet“, so der Experte.