Lappen­plastiken

Haut- und Unterhautverlust durch Unfälle, offene Wunden durch Weichteilinfektionen, Gewebedefekte nach Tumoroperationen, oder Druckgeschwüre bei bettlägerigen Patientinnen und Patienten sind nur einige wenige Beispiele des zentralen Arbeitsgebietes der rekonstruktiven Chirurgie.

Das Ziel von Wiederherstellungsoperationen ist dabei nicht nur das Wiedererlangen der Integrität des Weichteilmantels und der Kontinuität der Körperoberfläche sondern vielmehr von Form und Funktion.

Dank großer Fortschritte der Intensivmedizin werden immer kritischere Unfallszenarien überlebt und bedingen eine steigende Zahl komplexer Rekonstruktionen. Ebenso führen neue onkologische Behandlungsmethoden und die steigende Inzidenz von Krebserkrankungen zu immer höheren Fallzahlen an therapiebedingten Haut- und Weichteildefekten. Darüber hinaus werden immer aggressivere multiresistente Erreger das zügige und sichere Erreichen einer stabilen Hautoberfläche bereits bei einfachen Defektverletzungen in Zukunft unumgänglich machen. Nicht zuletzt bedingt der demographische Wandel mit immer älter und gebrechlicher werdenden Patientinnen und Patienten zum einen eine immense Fallzahl an chronischen Wunden und zwingt zum anderen zur Bereitstellung flächendeckend zugänglicher Behandlungskonzepte.

Unfall-, Infekt- oder Tumorbedingte Hautdefekte – und sind sie noch so klein – die flächig und allschichtig sind und mit einem Verlust der Stammzellschicht einhergehen, können jedoch nicht von selbst heilen. Liegen sogenannte „funktionelle Strukturen“ frei (z. B. Knochen, Nerven, Blutgefäße, Gelenke, Sehnen, um nur einige zu nennen) oder kann ein Defekt nicht einfach zugenäht werden, was an den Extremitäten aufgrund der begrenzten Gewebeverfügbarkeit und Dehnbarkeit des Hautmantels oftmals der Fall ist, wird er als „kritischer“ Defekt bezeichnet. Mit einfachen Hauttransplantaten, die keine eigene Blutversorgung aufweisen, kann eine Versorgung dieser Wunden nicht erreicht werden. Zur Rekonstruktion verbleibt nur eine einzige Möglichkeit: der Transfer von durchblutetem Gewebe.

Hierzu müssen allschichtige „Lappenplastiken“, bestehend aus Muskel- oder Haut und Fettgewebe mit dazu gehöriger Gefäßversorgung, mikrochirurgisch, d.h. unter Verwendung eines Operationsmikroskops, an einer gesunden Körperstelle entfernt und an Blutgefäße in der Empfängerregion angeschlossen und so transplantiert werden. Pro Jahr werden in Deutschland mehr als 7.000 solcher „freier Lappenplastiken“ zur Defektrekonstruktion verpflanzt.

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